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1. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 6

1918 - Breslau : Hirt
6 Das Großherzogtum Oldenburg. es, mit großer Klugheit und Geschicklichkeit in den Stürmen des Dreißigjährigen Krieges seine Neutralität zu wahren, und er erwarb den Weserzoll, der den bremischen Kauf- mann im Laufe der Zeit schwer belastete, dem Oldenburger Lande aber eine wesent- liche Steigerung seiner Staatseinnahmen brachte. Mit ihm starb die Grafenlinie ans, und nach seinem Tode fiel die Grafschaft Oldenburg-Delmenhorst an Dänemark, Jeverland an Anhalt-Zerbst, Varel und Kniphausen an seinen nicht lehnsberechtigten Sohn Graf Anton von Aldenburg. Der dänischen Herrschaft verdankte Oldenburg die von Graf Anton Günther vorbereitete Bauernbefreiung (1668—1693) und nach der Weihnachtsflut von 1717 den neuen Deichring um Vutjadingen. Nachdem die dänische Fremdherrschaft etwa hundert Jahre gedauert hatte, bestieg Herzog Friedrich August von der jüngeren Linie des Hauses Gottorp durch ein Entgegenkommen seiner Verwandten den Thron, und die Grafschaft wurde zum Herzogtum erhoben. Olden- bürg war wieder auf sich gestellt, und unter der Führung eines fleißigen Beamten- tums arbeitete die Bevölkerung mit Erfolg an der Hebung der Landeswohlfahrt. Auf Herzog Friedrich August folgte im Alter von dreißig Jahren sein Neffe Peter Friedrich Ludwig (1785—1829). Er hat es nicht leicht gehabt. Denn die Revolutions- kriege und Napoleons Gewaltherrschaft zogen auch Oldenburg in Mitleidenschaft. Er mußte 1803 auf den ertragreichen Weserzoll verzichten und erhielt dafür Wildeshausen und das Münsterland. Zu den protestantischen Landesteilen traten damit katholische. Das Hochstift Lübeck, dessen Inhaber der Herzog bis dahin für seine Person gewesen war, wurde dem Staate einverleibt. Er sah sich gezwungen, in den Rheinbund ein- zutreten, hielt sich aber vorsichtig zurück, als 1809 Herzog Friedrich Wilhelm von Braun- schweig, verfolgt von Rheinbundtruppen, durch Stedingen nach Elsfleth zog, um sich nach England einzuschiffen. Zwei Jahre später wurde Herzog Peter von Napoleon aus seinem Lande vertrieben, und Oldenburg wurde ein Teil der Allemagne fransaise. Er begab sich nach Rußland zum Zaren Alexander I., dessen Schwester Katharina sich mit seinem Sohne Herzog Georg vermählt hatte, und kehrte erst nach der Schlacht bei Leipzig nach Oldenburg zurück. Auf dem Wiener Kongreß wurde ihm statt eines Gebietszuwachses in der Nähe des Herzogtums das ferngelegene Birkenfeld zuge- wiesen, und der Zar überließ ihm für die Leiden der Franzosenzeit auch Jeverland. Den Großherzogstitel, der ihm wie Karl August von Sachen-Weimar zugesprochen wurde, nahm erst sein Nachfolger bei seiner Thronbesteigung an. In der folgenden Friedenszeit hat Herzog Peter Friedrich Ludwig sein Staatswesen neu geordnet und gut geleitet. Die Gemeinden, die in der Franzosenzeit auf das ärgste zerrüttet waren, befreite er von ihren Schulden. Er ordnete das Finanzwesen des Staates, sorgte für Kunst und Wissenschaft und verbesserte nach der Flut von 1825 den Deichring. Seine edle, vornehme Haltung, sein unverdrossener Fleiß, seine friderizianische Staats- gesinnung blieb den Untertanen in dankbarer Erinnerung. Unter seinem Sohne Groß- herzog Paul Friedrich August, einem Herrscher von großer Arbeitstreue und Kenntnis der öffentlichen Verhältnisse, trat Oldenburg 1848 in die Reihe der Verfassungsstaaten ein. Großherzog Nikolaus Friedrich Peter (f 1900) überließ schon im ersten Jahre seiner Regierung Preußen gegen eine Entschädigung das Gebiet von Wilhelmshaven und erwarb von den Bentinckschen Erben, den Nachkommen Graf Antons von Alden- bürg, Varel und Kniphausen. Bei der Lösung der Schleswig-Holsteinischen Frage erhielt er als Landzuwachs einige kleine holsteinische Gebiete zur Abrundung des Fürstentums Lübeck und eine Million Taler, die er zur Erweiterung des Hausfidei- kommisses verwendete. In dem Kampf um die Einigung des Vaterlandes trat er ent- schlössen auf die Seite Preußens, und mit Begeisterung nahmen Fürst und Volk an den Ereignissen des großen Krieges gegen Frankreich teil. Dann brachte das Deutsche Reich in der langen Friedenszeit den großen politischen und wirtschaftlichen Auf- schwung, dessen Oldenburg auch unter Großherzog Friedrich August (seit 1900) sich erfreut hat, bis die Kulturhöhe Deutschlands eine Welt von neiderfüllten Feinden gegen sich heraufbeschwor.
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