1918 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rüthning, Gustav, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Herzogtum O>denburg.
also einen heiligen Hain gehabt haben. Zu Donnerschwee lag ein gräfliches Schloß,
das seit 1436 verschollen ist; hier wohnte die unglückliche Gräfin Jngeborg, als ihr
Gemahl Ocko tom Broke gefangengenommen war, dieselbe, die ihrem Vater Graf
Moritz (t 1420) das in der Krypta der Dorfkirche zu Rastede noch erhaltene Grab-
denkmal für die Klosterkirche herstellen ließ.
Das Kloster Rastede war mit der Geschichte des Grafenhauses eng verbunden,
es entstand abseits der alten Heerstraße von Oldenburg über Wiefelstede, wo 1067
die erste Kirche im Ammerland gegründet wurde, nach Jeverland. Rastede hieß ur-
sprünglich Radestad. Die Ulrichskirche im Dorfe wurde 1059 von Graf Huno gegründet.
Aus dem 12. Jahrhundert stammt die noch erhaltene Krypta. Die übrigen Teile der
Dorfkirche sind jünger. Bald nach der Gründung entstand durch die Freigebigkeit
Graf Hunos das Benediktinerkloster, dessen Altäre 1091 geweiht wurden. Bald nach
1300 wurde hier die Geschichte des Klosters Rastede geschrieben, die wichtigste Quelle
für die Geschichte Oldenburgs im Mittelalter. Im Jahre 1336 schrieb der Mönch
Gloystein die niederdeutsche Handschrift des Sachsenspiegels, die mit Bildern reich
verziert ist und jetzt dem Großherzog gehört. In der Reformationszeit wurde das
Kloster 1529 eingezogen. Graf Anton Günther ließ die alte Abtei niederwerfen und
dafür ein neues Gebäude mit einem Turm errichten, die Klosterkirche aber wurde wieder-
hergestellt. So wurde Rastede seine glanzvolle Sommerresidenz mit einem Marstall
und einer Reitschule, die viele vornehme Herren besuchten. Das Kloster, die Kirche
und Graf Anton Günthers Bauten sind jetzt verschwunden. Von der Klosterkirche,
einer flachgedeckten Säulenbasilika, sind einige Reste wiederaufgefunden und im Park
aufgestellt worden. An der Stelle des Klosters erhebt sich in herrlichen Park- und
Gartenanlagen das Schloß, der Lieblingssitz der großherzoglichen Familie im Früh-
ling und im Sommer. Das Versailles von Oldenburg ist Rastede einst von einem
französischen Gaste genannt worden. Rastede hat 1230 Einwohner und ist ein be-
liebter Ausflugsort mit regem Gärtnereibetrieb und zahlreichen Ziegeleien. Der
Mittelpunkt des eigentlichen Ammerlandes ist die Ortschaft Westerstede, 1494 Ein-
wohner, von Busch, Wiese und Ackerland in buntem Wechsel umgeben. Die Gemeinde
hat einen reichen Waldbestand, namentlich an Eichen. Die Kirche wurde in der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts durch Schenkungen der Herren von Fikensolt begründet.
Der Turin ist an vier Ecktürmchen zu erkennen. In Westerstede endigte mit einem Ge-
fecht am 6. November 1813 die französische Gewaltherrschaft in Oldenburg. Nördlich
von Westerstede war Burgforde'als Schutzwehr gegen die Ostfriesen eins der Herr-
schaftlichen festen Häuser, 1749 erhielt es der Amtmann Manch von Wirten als Mann-
lehen mit dem Namen Wittenheim; nach dem Tode seines Enkels fiel das Gut an
die Landesherrschaft zurück. Nur die Burgstelle ist erhalten. Deutlicher treten die
Umrisse der alten Burganlage von Münsingen in der Nähe des Gutes Fikensolt
hervor. Auch hier sind alle Baulichkeiten verschwunden. Mit Fikensolt war seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts das Gut der Herren von Kobrink verbunden. Das
Gut Seggern war einst der Sitz eines jener alten Adelsgeschlechter des Ammer-
landes, die samt und sonders schon vor der ausgreifenden Gewalt der gräflichen Landes-
Herrschaft verschwunden sind. Um das Zwischenahner Meer und sonst in dieser
Gemeinde wohnten im Mittelalter die Herren von Aschwede, Kaihausen, Zwischen-
ahn und Elmendorf. Die Herren von Elmendorf vertauschten schon 1331 ihren Besitz
und die Fischereigerechtigkeit auf dem Meere an die Grafen von Oldenburg gegen
Güter im Hasegau. Das Gut Eihausen allein hat sich erhalten, es ist im Besitze der
Familie Bothe. Das Dorf Zwischenahn, etwa 1350 Einwohner, durch Dampfer
mit dem gegenüberliegenden Dreibergen (das nach künstlich aufgeworfenen Hügeln
benannt ist) verbunden, liegt auf einem Hügelrücken am Südende des schönen Sees,
der alljährlich das Ziel vieler Erholungsbedürftiger ist. Es hat ein Kurhaus und schön-
gelegene Gasthäuser, unmittelbar am See sind zahlreiche Landhäuser erstanden; daher
hat die Gemeinde ein Gebiet erworben und zu einem frei zugänglichen Strandpark