1918 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rüthning, Gustav, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Herzogtum Oldenburg.
erhebt, jedoch noch in solchem Böschungswinkel, daß sich zum Schutz gegen
Abspülung durch überschlagendes Wasser ein Graswuchs entwickelt, fällt
die durch Schlengen und Steinböschungen meist von Klinkern, wie am
Butjadinger Seedeich von Langwarden herum bis Stollhamm, geschützte
Außenseite allmählich zum Meere ab, um die Gewalt der Wogen zu brechen.
Nach dem Grundsatze: kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich,
ist jeder Marschenhof zu Beiträgen für die Bedeichung verpflichtet. Solche
Gebiete, die nach Beseitigung der Deiche gleicher Gefahr der Über-
schwemmung ausgesetzt wären, sind zu einem Deichband verbunden. Durch
solche Wasserbaugenossenschaften werden die Deiche auf gemeinschaftliche
Kosten unter staatlicher Leitung unterhalten. Die vier Deich bände sind
voneinander unabhängig und haben nur für ihre Deiche zu sorgen. Es
sind folgende: I. Wüstenland und Stedingen mit den Deichen am rechten
Hunteufer und an der Weser hinauf bis zur Geest von Hasbergen; Ii. Ohm-
steder Feld und Bornhorst links von der Hunte, Moorriem und Stadland
die Weser abwärts, ganz Butjadingen herum mit Seefeld, Schweiburg,
Schwei an der Jade entlang bis zum alten Moordeich bei der Geest von
Dangast; Iii. von Dangast um den Iadebusen herum ganz Jeverland bis
zur Goldenen Linie. Die Bedeichung des Kriegshafengebietes von Marien-
siel bis Wilhelmshaven, etwa 3 km, hat das Reich zu besorgen; Iv. Land
Würden am rechten Weserufer, getrennt von den anderen.
Man unterscheidet Haupt- oder Schaudeiche, die auch gegen die
höchsten Winterfluten schützen, von den schwächeren Sommerdeichen.
Wird ein Groden eingedeicht, so erhält er erst einen Sommerdeich vor dem
Schaudeich. Wird der Sommerdeich zum Hauptdeich, so wird der bisherige
Hauptdeich überflüssig, er wird zum Schlafdeich, allmählich abgetragen
und als Landstraße benutzt oder auch wohl abgeziegelt.
Weil das Marschland so tief liegt, so müssen für die Entwässerung be-
sondere Vorkehrungen getroffen werden. Die von der Geest kommenden
Zuflüsse mit dem Niederschlagswasser der Marschen werden durch Siele
hinausgeführt. Dies sind feste Torbauten in den Deichen mit einer schweren
Doppelflügeltür im Anßenvorsiel, die zur Ebbezeit durch das abfließende
Binnenwasser geöffnet, von dem Hochwasser aber mit heftigem Anprall
zugeschlagen wird. Im Deich unter der Kappe, im Hauptsiel, liegt ein
zweiter Reserveverschluß, die sogenannten Sturmtüren. Im Jnnenvorsiel
ist ein drittes Doppeltor angebracht, welches geschlossen werden kann, wenn
man in trockenen Zeiten das süße Binnenwasser behalten will. Die Siele
haben also vor allem den Zweck der Entwässerung; aber in den Marschen,
die höher hinauf an der Weser und Hunte liegen, dienen sie auch dazu, das
süße Flutwasser der Flüsse einzulassen und festzuhalten. Es sind zum Teil
sehr kostspielige Bauten, der Horumer Siel hat rund 77000 Mark gekostet.
Weser und Hunte sind die Lebensquellen der Marschen, ihr Wasser-
stand bedingt Schiffahrt und Handel. Die Weser berührt von der Mündung
der Ochtum an oldenburgisches Gebiet, und die meisten Platen oder
Sande, so der Harrier Sand gegenüber von Brake, die Strohauser, die
Dedesdorfer, die Luneplate sind oldenburgisch. Elsfleth, Brake, Norden-
ham sind unsere Häfen, alle links von der Weser; rechts liegen an der Mündung,