1918 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rüthning, Gustav, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Herzogtum Oldenburg.
Sieg Graf Johanns V. über die Friesen 1499 in der oldenburgischen Geschichte be-
rühmt geworden. Bei Langwarden erfolgte 1514 die letzte, entscheidende Nieder-
läge der Rüstringer, nach welcher Butjadingen an Oldenburg kam. Tossens ist See-
bad. Von der schwer gebauten Anlegebrücke Eckwarderhörne geht eine Dampf-
fähre nach Wilhelmshaven.
Die Jeverische Marsch, in der sich eine große Anzahl über das Land zerstreuter
Wurten befindet, gehört zwanzig Gemeinden. Die zahlreichen kleinen Kirchen dienten
als Festungskirchen. Accum, Fedderwarden und Sengwarden bildeten die
Herrlichkeit Kniphausen. In der Kirche zu Accum ruhen der Häuptling Tido von
Knipens und seine Gattin Eva von Rennenberg, die schon um 1550 ihre Untertanen
für eine feste Abgabe von allen Hofdiensten und anderen Verpflichtungen befreiten.
Ihre Grabdenkmäler sind erhalten. Von der alten Burg Kniphausen sind einige
Gebäudeteile und ein Turm auf dem mit einem Graben umzogenen Platze erhalten.
Der ursprüngliche Name von Hohenkirchen war Gokerken. Bischof Ansgar von
Bremen gründete hier im 9. Jahrhundert die Mutterkirche des Wangerlandes. Aus
den Kapellen, die ihr untergeben waren, wurden später eigene Kirchspiele. Wertvolle
holzgeschnitzte Heiligenfiguren der Kirche aus gotischer Zeit befinden sich jetzt im Kunst-
gewerbemuseum zu Oldenburg. Altar, Kanzel und Taufsteindeckel sind von Ludwig
Munstermann geschnitzt und erhalten. Alte Häuptlingssitze, wie Fischhausen und
die Sibetsburg Ede Wimmekens in der früheren Gemeinde Neuende und andere,
sind noch im Jeverland genug zu erkennen. Die Stadt Rüstringen, 47600 Einwohner,
die das Amt gleichen Namens ausfüllt, ist aus den Gemeinden Bant, Heppens und
Neuende gebildet worden. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Arbeitern, die
auf den Werft- und Hafeuanlagen der Kaiserlichen Marine beschäftigt werden. Etwa
an dieser Stelle lag das alte Kirchspiel Bant; die Fundamente der Kirche, die nach
der Antoniflut von 1511 ausgedeicht wurde, sind auf dem Banter Kirchhof im Außen-
groden noch fast vollständig erhalten. Rüstersiel und Horumersiel an der Jade
sind Seebäder. Die Grenze zwischen Jeverland und Ostfriesland verläuft in der. Nähe
der Küste schnurgerade und heißt die Goldene Linie, weil sie bei der Grenzregelung
auf der Karte mit Gold eingetragen war.
Das Vorland und die Inseln. Außendeichs liegt das Watt; es
ist das schlickerfüllte Land, welches täglich zweimal überflutet wird und
zweimal aus dem Meere hervortritt, rings um den Jadebusen, dann nörd-
lich von Butjadingen der Langlütjensand mit zwei Forts und der Hohe
Weg und die Alte Mellum, nördlich von Ieverland Mmser Oldeoog und
das Neue Brack. Tiefe Rinnsale, die Baljen, ziehen sich von der offenen
See in das Watt hinein. Das offene Fahrwasser berührt nur an zwei
Punkten die Küste unmittelbar: bei Fedderwardersiel in Butjadingen und
bei Wilhelmshaven. Zu großen Häfen ist aber außer der durch einen Meer-
busen erzeugten Jade nur die Weser geeignet. Die Watten sind alle sehr
verschieden voneinander. Minser Oldeoog und die Alte Mellum lassen sich
mit Pferd und Wagen erreichen, der Weg von Wangeroog nach dem Fest-
land ist durch tiefe Schlicklagen gefährlich. Die Deiche liegen nirgends hart
am Watt, sondern sind durch Außengrodenland geschützt, das durch künst-
liche Vorrichtungen in das Watt vorgeschoben wird. So schreitet der Land-
gewinn besonders an der jeverischen Küste fort. Im Jadebusen darf kein
Land dem Watt abgewonnen werden, weil dadurch die Stromkraft und die
Tiefe des Wilhelmshavener Fahrwassers verringert würde. Die olden-
burgische Regierung mußte im Interesse des Reichskriegshafens auf den
Versuch verzichten, durch eine große Schlenge, die seit den fünfziger fahren