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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 39

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 39 Aus der erzbischöflichen Machtfülle arbeitete sich das unabhängige Bürgertum hervor und wetteiferte durch seinen Handel mit Wein und Erzeugnissen des eigenen Gewerbfleißes (z. B. der Goldschmiede) mit den mächtigsten Städten Europas? schon damals trafen bei Köln die kleinen Schiffe rheinabwärts auf das Ende der Seefahrt, während der wichtige Landweg dort den Fluß kreuzte. Die Blüte der Stadt fand in Baukunst und Malerei ihren Ausdrucks. Dem mit der Reformationszeit be- ginnenden Verfall (die Kölner Universität gegen die neue Lehre — 1804 nur 40400 (E.) half erst die preußische Besitznahme ab. Erst in unserer Zeit ist - wie die ins Stocken geratene Entwicklung der Stadt — auch das hehre Denkmal deutscher Gotik, der Kölner Dom (156 m hoch), dem Ruinendasein entrissen (s. Abbild. 27, S. 64). Seit der großartigen Stadterweiterung 1881 (prächtige Ringstraße) und der Eingemeindung von Vororten (1888, 1910) hat die Bevölkerung der „rheinischen Metropole" beständig zugenommen und i. I. 1905 die Zahl 400000, i. I. 1910 516000 überschritten und ist Preußens zweite Stadt geworden (vgl. Abbild. 28, S. 65). Als Festung ersten Ranges mit neuen Wällen und vorgeschobenen Forts, die bis ans „Vorgebirge" verlegt werden sollen, umschließt Köln eine Be- satzung von etwa 7300 Mann. Mit Köln sind 1888 die städteartig erblühten Vororte, z. B. Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes (Eisenbahn-Hauptwerkstätte), und das durch Eisenbahn- und Schiffbrücke mit Köln verbundene Deutz zu einem Stadtkreise von Iii qkm, dem ausgedehntesten des Reiches (Berlin 63,5 qkm), verwachsen und durch ein Netz von Straßenbahnen verbunden' er mißt heute, nachdem auch das sich an Deutz anschließende Kalk eingemeindet ist, 117,3 qkm. Dieser Aufschwung ist insofern ein Zeichen eigener Kraft, als von Preußen der bedeutendsten Stadt des Rheinlandes nur ein Ober- landesgericht und die Verwaltung des Reg.-Bezirks zugedacht wurden. Westlich der Linie Hamburg-München ist Köln Deutschlands volkreichste Stadt. Bemerkenswert sind neben den vielen Kirchen im „deutschen Rom" (z. B. St. Martin, St. Maria am Kapitol, St. Aposteln, St. Gereon, St. Kunibert u. a.) das Rathaus, der Gürzenich mit großem Festsaal, die Reiterstandbilder der Könige Friedrich Wilhelm Iii., Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm I., letztere beiden jetzt an der Deutzer Seite der neuen Eisenbahnbrücke, an deren Kölner Seite nun Denkmäler der Kaiser Friedrich und Wilhelm Ii. aufragen, andere Denkmäler der Kaiser Wilhelm I. (auf dem Ring) und Friedrich, die Bildsäulen Bismarcks und Moltkes und das Brunnendenkmal Johann von Werths, das Wallraf-Richartz-Museum, das Stadttheater, dazu außerhalb die Flora und der Zoologische Garten. Beinahe 50°/„ der Kölner Bevölkerung ernährt der Gewerbfleiß (z. B. Kölnisches Wasser, Iuckerraffinerie, Stoll- wercksche Schokoladen [2000 Arbeiter], Maschinen- und Wagenbau, Bindfadenfabrik jährlich mehr als 5 Mill. kg Garn], Gasmotorenfabrik Deutz [2500 Arbeiter], Elektro- technik u. a. m.)^) Der Hauptverkehr drängt sich in der Hochstraße zusammen. 17°/0 der Bewohner leben vom Handel, der die nach allen Richtungen ausstrahlenden Land- und Wasserstraßen ausnutzt. Für die Rheinschiffahrt, der neue Werft- und Hafenanlagen dienen, ist Köln u. a. der Hauptausgangspunkt der Personendampfer nach Mainz (Köln-Düsseldorfer Gesellschaft). An Eisenbahnlinien gehen von Köln (Kgl. Cisenbahn-Direktion) außer den schon genannten nach Aachen, Trier, Bonn — Koblenz, Neuwied und Gießen auch aus die Bahnen nach Neuß — Krefeld, nach Düffel- dorf und Elberfeld-Barmen, die alle Anschluß nach den Niederlanden und Norddeutsch- land haben. Endlich führt eine Zweigbahn von Deutz o.n.ö. nach dem Städtchen Bergisch-Giadbach (15200 E., Zinkerze) und darauf nach der durch ihre Kadetten- anstatt bekannten Gemeinde Bensberg (11500 E.). 1) »Qui non vidit Coloniam, non vidit Germaniam.« Vgl. auch Ed. Sonne, Bilder vom Rhein, S. 72 ff. Als Mann der Wissenschaft ist Albert von Ballstädt, Albertus Magnus (gest. 1280), zu nennen; er ruht in der Andreas-Kirche (Arabische Studien; Aristoteles' Lehre von der Kugelgestalt der Erde? Einfluß auf Kolumbus). 2) Vgl. Festschrift zur Begrüßung des 14. Deutschen Geographentages, Köln 1903; Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Köln, Festschrift 1908.
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