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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 48

1911 - Breslau : Hirt
48 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 19. Jahrhunderts die Fabrik, deren Firma durch das Kayserzinn weithin bekannt geworden ist. Berühmte Namen haben Hermann von Beckerath, der Reichsfinanzminister von 1848, Eduard Vogel, der unglückliche Afrikaforscher (geb. 1829) i), und Karl Wilhelm, der Komponist der „Wacht am Rhein" (1854). Im Sw der Stadt besiegte Ferdinand von Braunschweig 1758 die Franzosen. Nicht nur für die nächste Umgebung, sondern auch für die Gebiete weiter w. und n. ist Krefeld die industriell maßgebende Stadt und als solche mit den naheliegenden Orten durch elektrische Straßenbahnen, mit den entfernteren durch die „Krefelder Eisenbahn" und Linien der linksrheinischen Bahn verbunden. So liegen im Sw, links von der Niers in einem Dreieck, die Städte Viersen (31099 E.), Dülken (19599 E.) und Süchteln (19999 <£., vgl. S. 12), rt.ro. von Krefeld die Kreisstadt Kempen (7499 E., Geburtsort von Thomas a Kempis, 1389); erstere rote letztere stehen in Verbindung mit dem preußischen Grenzstädtchen Kaldenkirchen (4599 E., Haupt- Zollamt) und dadurch mit dem holländischen Venlo an der Maas. In der Nähe der oberen Niers, die gerade an der Südwestgrenze des Reg.-Bez. Düsseldorf entspringt, ist München-Gladbachs) (Stadtkreis von 66 500 03., im Jahre 1840 nur 2800), das „rheinische Manchester", der Hauptort für die rheinische Baumwollindustrie. An dieser sind die Städte Rheydt (44 999 E.) und Odenkirchen (29999 E., Vereinigung geplant), sowie der Ort Wickrath (6899 (E., Gestüt) im S und teilweise Viersen im N mit beteiligt. Einstmals wurde in diesen Gegenden Flachs gesponnen und gewebt; als aber 1896 die Zollgrenze an den Rhein verlegt wurde, übertrugen bergische Baumwoll- und Seidenfabrikanten ihre Weberei (mit Handarbeit) an die Niers. Dieses früher so liebliche Flüßchen haben die industriellen Werke der Neuzeit in trübe Tinte verwandelt; erst neuerdings hat man bei Gladbach Klärbassins herzustellen begonnen. Die Eisenbahnen von Aachen und Antwerpen treffen hier zusammen, um teils über Neuß — Düsseldorf, teils über Krefeld — Duisburg nach No weiter zu führen. Die Seiden-, Samt- und Plüschbereitung erstreckt sich auch über das geschilderte Gebiet hinaus nach N zu noch weit in die Bezirke hinein, für welche die land- wirtschaftliche Tätigkeit maßgebend ist, so an der Niers abwärts bis nach der Kreis- stadt Geldern (6599 E.), der ehemaligen Hauptstadt der Grafen und Herzöge von Geldern, ja über den Wallfahrtsort Kevelaer [)pr. kewelahrj (7999 E.) hinaus bis nach der Stadt Goch (11999 E.). Bei Geldern kreuzt von Venlo her nach Wesel zu die Paris —Hamburger Linie, bei Goch die niederländische Bahn, die an Xanten ssprich: Santenj vorbei nach Wesel zieht. Auch das alte, aus der Siegfriedsage bekannte Städtchen Tanten (4399 E., St. Viktors-Dom), an das Drususlager Castra vetera angelehnt (s. S. 17), beschäftigt noch einen Teil seiner Bewohner mit Samtweberei. Nicht minder befassen sich die Orte in der — guten Ackerboden aufweisenden „Grafschaft" Mörs (s. S. 29) mit Seiden- und Samtweberei, so die alte Kreisstadt Mörs und das Städtchen Rheinberg (3799 E.), beide an dem nordwärts fließenden Mörsbach. Mörs hat Bahnverbindung mit Krefeld und Homberg; eine neue Linie führt von Duisburg über Mörs — Rheinberg — Tanten nach Kleve. Für die Gegend von Mörs bedeutet aber die Ausdehnung des Betriebes der linksrheinischen Zeche „Rheinpreußen" (bei Homberg, s. S. 44; 8999 Arbeiter) einen viel bedeutsameren Umschwung der Verhältnisse: in 5 Jahren ist die Volkszahl der Stadtgemeinde Mörs von 7399 auf 23 399 gewachsen. Den unterhalb Xanten fast 39 km breiten Talboden des Rheins durchzieht ein ganzes Netz von ehemaligen Stromrinnen, die darauf hinweisen, daß der einst uferlose Strom bald hier, bald dort seine Wege genommen hat. Es gab Zeiten, in denen Duisburg, Rheinberg, Tanten, Kalkar und Kleve [= Kliff, Steilabfall?] dicht am Rhein lagen, Wesel aber weit abseits lag. Wie schon die Römer ihre Uferstraßen auch als Schutzdämme gegen Hochwasser anlegten, wie zur Zeit des Großen Kurfürsten die 1) Vgl. Dr. A. Pahde, „Der Afrika-Forscher Eduard Vogel" (Buchows Sammlung gemeinverst. wissensch. Vorträge), Hamburg 1889, und in der Festschrift des Natur- wissenschaftlichen Vereins zu Krefeld 1998. 2) Nach den Mönchen der alten Benediktiner-Abtei (942—1892) genannt. Künstlerisch schön ist das Bismarck-Denkmal (von Schaper).
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