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1. Landeskunde von Thüringen - S. 18

1913 - Breslau : Hirt
18 A. Thüringen in seiner natürlichen Umgrenzung. Die Wohnung zeigt fast allgemein die fränkische Hausanlage: eigenartig sehen die Häuser im Schiefergebirge aus, da auch die Wände aus oft verschieden- farbigem Schiefer hergestellt oder damit bedeckt sind. Die Thüringer haben eine besondere Vorliebe für Kuchen sowie für manche Speisen, wie „rohe Klöße", Kumst (eine Art Sauerkraut) u. a. m. Einzigartig ist das bekannte Lichtenhainer Weißbier. Die Sprache weicht im südlichen Vorlande und auf der Südseite des Thüringer Waldes bedeutend ab von den Mundarten nördlich des Gebirges? im 8 herrscht im allgemeinen der fränkische, im N der thüringische Dialekt,' doch reicht im W das thürin- gische Sprachgebiet auch auf die Südwestseite des Thüringer Waldes hinüber (vgl. die voranstehende Sprachenkarte mit der hessischen-, nieder- und obersächsischen Sprachengrenze). 3m allgemeinen ist der Thüringer frohmütig, pflegt die Musik, liebt Festlichkeiten; so spielt bei den Städtern das „Vogelschießen", in den Dörfern die „Kirchweih", Kirmes oder Kirmse, eine große Rolle, ebenso die zum Teil auf offener Wiese gehaltenen Jahr- Märkte - manche Orte haben wieder ihre besonderen Feste: Mühlhausen das Brunnenfest, Naumburg das Kirschfest, Erfurt das Martinsfest, Eisenach den Sommergewinn usw. Die Jucht von Zierpflanzen und das Halten von Stubenvögeln als Ausdruck der Naturliebe sind allgemein im thüringischen Volke verbreitet. 2. Zur geschichtlichen Entwicklung. 1. Lange vor der Zeit, aus der wir geschichtliche Nachrichten besitzen, war unser Gebiet besiedelt, zahlreiche Funde und sonstige Nachforschungen haben unsere Anschauungen über die Bewohner aus vorgeschichtlicher Zeit mehr und mehr geklärt: Wir unterscheiden die Bewohner der Steinzeit und Metall- zeit? wir gliedern die erstere in eine ältere und jüngere Steinzeit, die letztere in die Bronze-, Hallstatt- und La Tene-Periode, so benannt nach den besonders reichhaltigen Fundstätten von Hallstatt im Salzkammergut und von La Tene im See von Neuchätel. Die spärlichen Funde in den altdiluvialen Kalktuffen bei Taubach und Süßenborn unweit Weimar sowie in den Höhlen Ostthüringens, wie z. B. in der Lindentaler Hyänenhöhle bei Gera, haben dargetan, daß Menschen bereits in Thüringen lebten, als hier noch Mammute, Nashornarten, Höhlenbären usw. vorhanden waren; allerdings besaßen sie nur sehr einfache Werkzeuge aus Stein, Knochen oder Horn. So diente z. B. der Unterkiefer der Höhlenbären mit dem Eckzahn als Schlagwaffe. In der jüngeren Stein- zeit bemerken wir sodann eine große Vermehrung und Vervollkommnung der Waffen und der sonstigen Geräte: die Steine werden viel vollkommener ge- glättet, durchbohrt usw., die Kunst der Bearbeitung von Ton zu Töpfen mit mehr oder minder entwickelten Verzierungen kommt hinzu, ganze Ansiedelungen sind nachzuweisen, eine entwickelte Totenkultur tritt uns entgegen. Allmählich kommt die Herstellung von metallenen Gegenständen auf, zuerst wohl von Kupfer, alsdann von Bronze, in neuerer Zeit auch in immer steigendem Maße aus Eisen: Die Bewohner der vorgeschichtlichen Wallburg vom Kleinen Gleichberg bei Römhild waren z. B. bereits mit der Eisenbearbeitung recht vertraut. Diese La Tene-Kultur leitet uns bereits zur geschichtlichen Zeit hinüber. 2. Als zu Beginn unserer Zeitrechnung die Römer in das Innere von Deutschland erobernd vorzudringen versuchten, wohnten von der Elbe bis zum oberen Main die Hermunduren, ein germanischer Stamm oder ein Verband deutscher Einzelstämme; die Hermunduren vornehmlich gelten als die Vorläufer der Thüringer, deren Name erst viel später genannt wird. An der Spitze der Thüringer, unter denen sich auch Teile der Angeln und Warnen befinden, standen Könige.
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