1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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I. «kuropa.
eingesetzte Lehnsfürsten aus, indem diese ihre Fürstenwürde vom Sultan
erkauften und dann die Kaufsumme wo möglich doppelt und dreifach
von ihren zeitweiligen Unterthanen erpreßten. Erst in unserem Jahr-
hundert ist Rumänien allmählich von diesen Plagen befreit worden:
die naturgemäß zusammengehörigen Fürstentümer Walachei und Moldau
wurden zu einem einzigen Staat vereinigt, um die Dobrudscha samt
dem Donaudelta vergrößert, die Leibeigenschaft der Bauern (die bis
dahin den Klöstern und dem Adel der Bojaren Knechtesdienste leisteten)
wurde aufgehoben, und nach den tapferen Kriegsthaten des rumänischen
Heeres im letzten Feldzug der Russen gegen die Türkei schwand die
letzte Spur der Abhängigkeit vom osmanischen Zwingherrn. Seit 1881
ist Rumänien ein selbständiges Königreich unter Hohenzollernkrone.
* -i-
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Die Bevölkerung Rumäniens besteht der Hauptsache nach aus den Land-
leuten; die Rumänen ähneln den Süd-Europäern durch Anmut der Ge-
stalt, dunkles Auge, schwarzes Haar und geistige Beanlagung, sind aber
noch vielfach behaftet mit den schlimmen Folgen der erst jüngst aufgehobenen
Leibeigenschaft (Unwissenheit, Trunksucht, Hinterlist). Ein Bürgerstand ist
erst im Entstehen, so daß Handel und Gewerbe sich noch meist in den Händen
von Fremden befindet, die Hälfte der letzteren entfällt auf die Juden,
die besonders von Galizien zahlreich in den No. des Landes eingezogen
sind; aber auch Deutsche findet man fast überall als Ingenieure, Ärzte, Apo-
theker, Beamte, Brauer und Handwerker.
Die Walachei war bis zum neuerdings ausgeführten Eisenbahnbau
besonders schwierig für denverkehr, da es an Straßen und Brücken mangelte
und man die vielen von den Karpaten zur Donau ziehenden Flüsse selbst
an den Furtstellen bei Hochwasser oft wochenlang nicht durchfahren konnte.
Von jeher verursacht hauptsächlich der Alt Verkehrshemmung: er scheidet
daher das Land in die kleine Walachei (w.) und die große (ö.) Mittel-
punkt der volkreichsten Niederungsgegend letzterer ist^Bukarest (rumänisch
Bukurescht), Hst.und Universität, ^Mill.e.; wie alle rumänischen Städte *
weit über die Fläche ausgebreitet, das Häusermeer unterbrochen vom Grün
der Gärten und baumreichen Parkanlagen, in der inneren Stadt Verkehrs-
reiche, schön gebaute Straßen init prächtigen öffentlichen Gebäuden und
Adelspalästen, in entlegeneren Vorstädten noch schindelgedeckte Holzhütten,
ja in die Erde eingebaute Behausungen, die fast nur mit dem Dach den
Boden überragen (zum Schutz gegen Sommerhitze und Winterkälte trifft man
solche Erdhütten auf dem platten Land in Rumänien noch weit und breit).
Die Moldau hat ihre Hst. "Jassi sjaschij im No. nahe der Pruth-
grenze; sie lag aber einst mehr in der Landesmitte, da früher die Moldau
bis an den Dnjestr reichte, und ist noch jetzt eine wichtige Handelsstadt
(überwiegend von Juden bevölkert, gegen Ht. E.), die hauptsächlich den
Verkehr mit Rußland vermittelt, auch Universität. 'Galatz, an der
Donau dicht unterhalb der Seemündung, also an der Berührungsstelle