1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
68 I. Europa,
der diluvialen Eiszeit überdeckte das aus den Alpengletschern vereinte
Inlandeis die ganze Fläche, hoch am Juraabhang liegen noch dessen
Moränenblöcke).
Die Schweizer Alpen hängen anss innigste mit den Westalpen
zusammen. Sie sind wie die Alpen überhaupt das Erzeugnis einer lang-
dauernden, bis in das jüngste Tertiäralter sortgesetzten und äußerst kräs-
tigen Bodenausfaltung, die anscheinend noch immer andauert (Erdbeben).
Sie bestehen mithin aus sehr verschiedenartigem Gestein, von dem selbst *
noch jungtertiäres ganz steil mit ausgerichtet wurde. Ihre Nw.-Hälfte
(bis zur Rhein-Rhone-Linie) ist wie die Westalpen ganz überwiegend
kalkig; in der So.-Hälste herrschen dagegen die altkrystallinischen
(archäischen) Gesteine vor, da ihr bei noch höherer Auffaltung die
geschichteten Decken durch Abtragung (Denudation) genommen sind.
Die Schweizer Alpen sind ihrer Naturschönheit wegen das Haupt-
ziel der Touristen geworden. Sie verdanken diese Schönheit hauptsäch-
lich der Zertrümmerung ihrer riesigen Faltenwölbungen durch die fließen-
den Gewässer und den Wettereinfluß, was Berge und Thäler formte.
Ihrer Höhe wegen sind sie an Niederschlag überhaupt reich; die Ab-
nähme der Wärme auf je 1000 ni Steigung um 5 — 6° bedingt die
Höhenzonen des Pflanzenwuchses und der landwirtschaftlichen Nutzung.
Wie auch bei den übrigen Teilen der mitteleuropäifcheu Alpen kann man
unterscheiden:
1. den Gürtel des gemischten (Laub- und Nadelholz-) Waldes
(bis 1200 m), wo man Getreide und Obst, in den tieferen Lagen auch
noch Wein baut, der Mensch daher noch in größeren Ortschaften wohnt;
2. den Nadelholzgürtel (bis 1800 m), wo sich zur Fichte und
Lärche die schöue Arve (Zirbelkiefer) gesellt, das würzige Gras und
Kraut vorzügliche Rindviehzucht gestattet und der Mensch noch Dörfer
bewohnt, obwohl der Ackerbau hier kaum uoch lohnt, darum fast ganz
fehlt;
3. den Gürtel der Almen d. h. der nur zur Sommerzeit vom Alpler
mit seinem Vieh ausgesuchten Hochweiden oberhalb der Waldgrenze bis
zur Grenze des dauernden Schnees, wo der Mensch nur während der
schneefreien Jahreszeit als Hirt (Senner) sein Blockhans (die Senn-
Hütte) bewohnt, und wo die Heidesträucher der Alpenrosen purpurn
blühen;
4. die Gegend des ewigen Schnees mit den Firnmulden, die den *
Gletschern den Ursprung geben.
Die gesunde Luft und das Leben des Landmanns im Freien (der
in den Alpen alltäglich zum Steigen in seinem steilen Gebirge genötigt
ist) fördert Rüstigkeit, Stärke und Frohsinn. Abseits vom Welt-
verkehr hat sich in den Alpen noch viel Altertümliches in Sprache
und Sitte erhalten, und zwar in bunter Mannigfaltigkeit (namentlich
der Trachten und Mundarten) zufolge der Zersplitterung in viele, oft
durch hohe Gebirgsmassen voneinander getrennte Thalschaften. Klimatisch