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1. Teil 2 - S. 74

1900 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
74 I. (Europa. Die Vierecksform Böhmens und Mährens ist dadurch erwirkt worden, daß hier die beiden Hauptrichtungen des Streichens im außer- alpinen Mitteleuropa zusammentreffen: die nordöstliche (Erzgebirge, mäh- rische Landhöhe, W.-Karpaten) und die nordwestliche (Sudeten und Böh- merwald). Auch wo die Randgebirge ansehnliche Höhen erreichen, wie in den Sudeten und im Böhmerwald, fehlen die steilen, scharfen Grate, die spitzen Zackengipfel der Alpen; die Formen sind in der Länge der Zeit abgerundet worden. Selbst aus den inneren Hochflächen finden wir fast ausschließlich alte Gesteinsarten. Böhmen-Mähren ist die größte Urgesteinsmasse des außeralpinen Mitteleuropa; in der W.- Hälfte Böhmens lagern ihr Reste paläozoischer Formationen auf, die aus- giebige Steinkohlenflöze einschließen. Nur wo der Boden eingesunken * ist, finden sich umfangreiche Lagen jüngeren Gesteins, so int Tiefland N--Böhmens (braunkohlenreiches Tertiär im Egergebiet, infolge der stattgehabten Versenkung vorgedrungene Basalte und Thermen), serner in der Tieflandsmulde So.-Mährens, in welche das Tertiärmeer wie über das Alpenvorland seine Absätze ausbreitete. Einst waren die Ostalpen von Rätern1 im W., von keltischen Norikern im O. bewohnt. Diese Alpenvölker wurden seit 15 v. Chr. Rom uuterthan und romauisiert. Die Römer teilten diesen Alpenbesitz in zwei Provinzen: Rätien [radiert], von der Alpenschweiz bis zum Meridian des Jnndurchbruchs, und Noricum, die östlicheren Alpen umfassend. Bis zur Völkerwanderung war die Donau N.-Grenze des Römerreichs gegen Germanien. Dann drangen zwei deutsche Stämme ein undimachten die Ostalpen größtenteils deutsch: die Schwaben er- oberten nebst der No.-Schweiz die Vorarlberger Alpen, die Bayern das übrige. Nur in S.-Tirol, besonders im Etschthal verblieb noch romanische Bevölkerung, weshalb dort noch jetzt italienisch geredet wird, und aus O. drangen entlang der Save und der Drau südslawische Slowenen^ ein. Der Name Böhmen, entstanden aus Bojenheim, bewahrt noch die Erinnerung an seine ältesten Bewohner, die keltischen Bojer. Um den Anfang unserer Zeitrechnung waren indessen die Kelten bereits durch die Deutschen gen S. über die Donau verdrängt, und die deut- scheu Markmannen gründeten ein machtvolles Königreich. Während der Völkerwanderung wurde Böhmen und Mähren von den westslawi- schen Tschechen in Besitz genommen, und obwohl nachmals die böh- mischen Könige deutsche Ansiedler herbeiriefen zur Rodung der weiten Wälder und zur Stadtanlage, sind doch noch gegenwärtig von 10 E. in Mähren 7, in Böhmen 6 Tschechen; nur in den größeren Städten über- 1 Zu den rätischen Gebirgsstämmen gehörten u. a. die Breun er, aus deren Namen der des Brenner entstellt ist. * Nach dem Slowenenstamm der Karantanen wurde Kärnten benannt, nach dem slawischen Ausdruck krain oder kraine für Mark, Grenzland (S. 3. Anm. 1) Krain.
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