1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
154
Ii. Außereuropäische Erdteile.
wältigte und allen Unterthanen gleiches Recht verschaffte. Hauptaus-
fuhr wie in China Thee und Seide.
Die drei eigentlichen japanischen Hauptinseln passen wie Scherben-
stücke aneinander, denn sie sind nur durch Einsenkung voneinander (wie
vom Festland) getrennt worden. Sie sind noch viel dichter bewohnt als
China (nur Desto, erst um 1700 von den Japanern an seiner Küste
besetzt, ist im Inneren noch wenig bevölkert); daher übertrifft Japan mit
seinen 45 Mill. E. bereits alle europäischen Staaten mit Ausnahme der
beiden volkreichsten. In der Mitte der So.-Küste Hondos1 ^ Tokyo
[tofjo] (früher Jedo genannt), nicht weit von dem schönen, ganz regel-
mäßigen abgestumpften Kegel des Fushiyama, I^Mill. E. Da bis Tokyo
keine Seeschiffe von einigem Tiefgang kommen können, ist durch den neuer-
dings so lebhaften Seeverkehr mit dem Ausland weiter vorwärts, wo die
Küste der Tokyo-Bucht weniger seicht ist, der Vorhafen Yokohama [jolo=
Hanta] entstanden. Beim Beginn der sw. Verschmälerung Hondos *Kio1o, *
i/z Mill. E., große Industriestadt (vorzüglich lackierte Waren, geschmackvolle
Vasen in Kupferguß) und frühere Residenz der Kaiser, als sie bloße
Scheinmacht besaßen neben dem die eigentliche Macht ausübenden Reichs-
seldherrn (Shogun [schogürt]) in Jedo; Kiotos Hafenstadt ist die große
Handelsstadt ^Osaka [osakaj, 1/2 Mill. E. Im äußersten Sw., auf
Kiuschiu skiüschiu], 'Nagasaki snangasäkij, den Handel mit China ver-
mittelnd. Durch den siegreichen Krieg, den Japan 1894 gegen China geführt
hat, ist im O. der Fo-kien-Straße die schöne und fruchtbare Insel For-
mosa Japan unterthan geworden; in ihrer gebirgigen und waldigen Ost-
Hälfte wohnen noch unbezwungene Malaienstämme, hier wächst der hohe
Kampferlorbeer, aus dessen Holz man den Kampfer gewinnt.
10. Zentralasien, größtenteils menschenleer, abseits der wenigen
Flüsse öder als die Sahara, jedoch infolge der weiten Ausdehnung seiner
Ebenen von O. nach W. ein wichtiges Durchzugsland für den Handel
zwischen China und dem Abendland (Seidenstraßen). Die Mongolei
und Tibet, mongolische Buddhistenländer, gängelt China durch Ver-
fügung über die obersten geistlichen Würdenträger, von denen das Volk
gänzlich abhängt; das Tarimbecken, von einem rüstigen mohammeda-
nifchen Türkenstamm bewohnt, beherrscht es als auswärtige Provinz.
1. Die Mongolei, nichts als Steppe und Wüste, war stets Wohn-
räum abgehärteter Nomaden, die dem hier gewöhnlichen Wechsel arger
Hitze und Kälte gewachsen sind, Hunger und Durst vertragen; weiß ein
großer Führer die geringzähligen Hirtenstämme zu sammeln und sür sich
zu begeistern, so ist eine Kernschar gewonnen, die sich auf das chinesische
Fruchtland oder durch die offene Dsungarei nach W. werfen läßt, um
1 Die früher bei uns üblich gewesene Benennung der Hauptinsel „Nipon"
[iitpon] beruhte auf einem Irrtum. Nipon ist vielmehr der einheimische Name für
ganz Japan, nur haben sich die Europäer gewöhnt, die zwei Silbenzeichen, die in
der japanischen Schrift den Namen Nipon ausdrücken, nach chinesischer Weise
Japan auszusprechen.