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1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Iii. Deutschland.
schah 1329 durch den Vertrag von Pavia: der Wittelsbacher Ludwig,
der als Ludwig Iv. (genannt „der Bayer") Kaiser von Deutschland
geworden war, trennte Ober- und Niederbayern sür die Dauer
von dem übrigen Hausbesitz ab und überließ die rheinische Pfalz
samt der „Mark auf dem Nordgau" den Söhnen seines verstorbenen
Bruders. Letztere wurden somit die Begründer der pfälzischen Linie;
diese, mit der Kurwürde versehen, nannte ihr Fürstentum Kurpfalz
und schied es in die Unterpfalz (am Rhein) und in die nunmehr so
genannte Oberpfalz (den alten Nordgau).
Die thatkräftige Parteinahme Herzog Maximilians von Bayern
für das Kaiserhaus der Habsburger beim Ausbruch des 30 jährigen
Krieges und das Verharren beim katholischen Glauben führte zur Rang-
erhöhung und Gebietserweiterung des bayrischen Herzogtums. Nachdem
nämlich Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz als Haupt des gegen den
Kaiser zu den Waffen greifenden Bundes der evangelischen Reichssürsten
auf dem weißen Berg bei Prag 1620 besiegt worden war, erhielt der
Vayernherzog die Kurwürde und die Oberpfalz. Beim Aussterben
der kurbayrischen Linie 1777 trat die kurpfälzische Vetternlinie in
deren Landbesitz ein, verknüpfte also nun wieder den seit 1329 ge-
trennt gewesenen Wittelsbacher Hausbesitz zu einem Kurfürstentum
Pfalz-Bayern.
Der Anschluß an Napoleon I. verschaffte Bayern 1806 die Rang-
erhöhung zum Königreich und den Erwerb Mainfrankens und des
schwäbischen Kreises, was dann durch den Wiener Kongreß 1814
und 15 bestätigt wurde; nur der pfälzische Besitz wurde beschränkt auf
Rhein-Bayern oder die bayrische Pfalz1. Oberfranken befaßt die
frühere Markgrafschaft Bayreuth am Fichtelgebirge und das frühere
Bistum Bambergs (Regnitzgau); Mittelsranken das ansehnlich große»
Gebiet der früheren freien Reichsstadt Nürnberg zu beiden Seiten
der Pegnitz und die frühere Markgrafschaft Ansbach an Rezat und
Altmühl; Unterfranken das frühere Bistum Würzburg am Dreieck*
des Mam-W und flußabwärts den vorher zu Kurmainz gehörenden
Maingau. Der Kreis Schwaben wurde ganz bunt zusammengefügt
aus einer Bienge weltlicher und geistlicher Kleinstaaten des früheren
Deutschen Reichs: Gebieten kleinerer Reichsstädte, kleinen Fürstentümern,
Abteien und Bistümern.
Diese ehemalige Staatsangehörigkeit zeigt sich noch heute in der
Bekenntnisverteilung, da im Reformationszeitalter der Staat den Glau-
den der Unterthanen vorschrieb („cujus regio, ejus religio"), weshalb
namentlich die Bevölkerung damaliger Gebiete von katholisch gebliebenen
Abteien und Bistümern auch gegenwärtig vorwiegend aus Katholiken
1 So nun bezeichnet im Gegensatz zu den badisch und hessisch gewordenen
Teilen der einstmaligen Pfalz am Rhein.
2 Vergl. I, S. 44 und oben S. 76 (3).