1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Iii. Deutschland.
Straßburg, die Kammhöhe des Wasgans, Metz. Die geschichtliche Ver-
gangenheit spiegelt sich darin wieder, daß Deutsch-Lothringen sowie das
Oberelsaß ganz überwiegend katholisch ist, das Unterelsaß (wo vor allem
Straßburg frühzeitig die Reformation einführte, nachmals aber Frank-
reich naturgemäß den Katholieismus förderte) zu 1/s evangelisch.
§ 5.
Rheinisches Zchiefergebirge.
Das rheinische Schiefergebirge ist zusammengesetzt aus Schie-
fergestein der Devon form ation, welchem am N.-Rand und im S. (an
der Saar) kohlenflözreiche Schichten der Steinkohlenformation auf-
lagern. Es hat im Umriß eine Nierenform, gedehnt von Sw. nach
No., den Niereneinschnitt (auf den der Rhein zufließt) gen Nw. ge-»
kehrt. Es ist ein niedriges Massengebirge, dessen meist plattensörmige
Oberfläche kaum die Höhe der Münchener Hochfläche (500 m) im Mittel
erreicht; bloß im So. erheben sich die Felsmassen zu längeren Gebirgs-
kämmen sin sm.-nö. Richtung), deren relative Mittelhöhe1 200, deren
relative Gipfelhöhe bis gegen 400 m beträgt, sodaß kein Punkt des
Ganzen voll 900 m erreicht.
Das vielfach gewundene Rheinthal von Bingen bis Bonn, das
schönste Stromthal Deutschlands, ist vom Rhein selbst in die Masse des
Schiesergebirges eingesägt worden. Obgleich gegenwärtig der Rhein-
spiegel bei Bingen viel tiefer liegt als das Schiefergebirge, war dem
Strom jene Erosionsarbeit dennoch möglich, weil er vor dem tieferen
Einsinken der oberrheinischen Tiefebene'' in höherem Niveau ^ floß, hin-
gegen das Schiefergebirge damals niedriger lag. Noch jetzt beobachtet
man hoch an den Gehängen dieses Durchbruchstales beiderseits alte
Flußschuttstreifen als untrügliche Zeichen tiefen Einnagens des Rhein
seit dem Diluvialalter; dabei ziehen diese Geröllstreifen nicht überall
geradlinig in gleicher Höhe über dem heutigen Flußspiegel, sondern
öfters in aufwärts gekrümmten Bogenlinien zufolge der sanften Auf-
Wölbung, die inzwischen die tragende Felsmasse erfuhr. Während die
Gebirgsmasse allmählich stieg, wetzte der Rhein sein Bett tiefer und
tiefer in dieselbe ein. Das harte Quarzriff, das bei Bingen unter.
Wasser quer durch den Fluß setzt, hat er bis heute nicht zu vernichten
vermocht (Sprengarbeit erweiterte erst in neuerer Zeit die von der
Schiffahrt benutzte Lücke durch das Riff, das Binger Loch).
1 Also diejenige über ihrer Umgebung (von etwa 500 in).
* Bei Darmstadt fand man Anschwemmungen des Rhein von mehr als
1000 nr Mächtigkeit, die also bis unter Meeresspiegelhöhe reichen. Das läßt darauf
schließen, daß das dortige Rheinbett und mit ihm die Oberrheinebene überhaupt in
srühquartäreu Zeiten höher lag. und daß der Einbruch, der letztere schuf (©. 175
unten), noch lange Zeit anhielt, vermutlich auch jetzt noch sich fortsetzt, wie die
häufigen Erdbeben daselbst anzeigen.
3 Niveau [nitvö] heißt Höhenlage, besonders bezogen auf Gewässeroberfläche.