1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Iv. Schutzgebiete des Deutschen Reichs.
mit oft eilig kalten Nächten; es fallen Regen, aber nur im südlichen
Sommer, dabei nur selten und dann regelmäßig wolkenbruchartig mit
Gewitterentladung, daß für kurze Zeit alles unter Wasser steht und in
den vorher trocknen Flußbetten wilde Ströme tofen. In der tropischen
N.-Hälfte mehren sich die Regen, je mehr man sich dem Kunene nähert,
und verteilen sich gleichmäßiger über die Jahreszeiten, nur nicht über
das Wintervierteljahr.
Demnach ist auch das Pflanzenkleid am kümmerlichsten an der
Küste und wird reicher von S. nach N. Kein Grün überzieht den
breiten, fahlen Dünengürtel des Strandes. Als einzige Nahrnngs-
pflanze gedeiht hier die Naras, ein niedriger Dornstrauch der Gurken- ~
familie, der mit seinen tiefen Wurzeln das Grundwasser erreicht und _
mit dem Sastsleisch seiner faustgroßen Früchte die Samen vor dem Ver-
dorren schützt. Das Binnenland ist mit Gräsern bewachsen, nur selten
mit Bäumen, dann hauptsächlich mit Akazien, deren feine Fiederblätter
nur kleine Verdunstungsflächen bieten; dauerndes frisches Grün und
geselliger Baumwuchs zieht sich aber meistens nur an den Trockenbetten
der Flüsse hin, genährt durch deren Sickerwasser. Erst ganz im N.
breiten sich einzelne Waldbestände über die Fläche, Fächerpalmen und
der mächtige Baobab treten aus. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren
die weiten Fluren von zahllosem Wild durchjagt; jetzt hat die Feuer-
waffe damit aufgeräumt. Nur noch Antilopenrudeln begegnet man
öfters, selten dem Strauß oder der Giraffe.
Einst gehörte das ganze Land den Nama-Hottentotten und
geringzähligen Buschmännern^. Letztere sind als streifende Jäger
nun fast ganz in die Kalachari verdrängt. Aber auch dem Hirtenvolk
der Nama ist seit hundert Jahren der tropische N. etwa bis zur Breite
der Walfischbai entwunden durch das kräftige Bantunegervolk der Herero
lhererö^, die von N. hereinzogen und bis jüngst noch mit den Nama in.
Fehde lebten. Mit Rinderzucht Ackerbau verbindend, bilden dieherero.
die weitaus zahlreichste Bevölkerung Deutsch-Südwestasrikas. An Kopf-
zahl nähern sich ihnen nur ihre im N. (am l. Ufer der Kunenebiegung alt-
angesessenen Verwandten, die ackerbauenden Ovambo des Ambolandes.
Schon seit 1842 waren im Herero- und Namaland zahlreiche Stationen
der (von Barmen aus geleiteten) rheinischen Missionsgesellschaft
thätig. Aber erst der Erwerb des s. Küstenlandes um Angra Pequena^
durch den Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz (nach dem die Bucht nun ~
Lüderitzbucht heißt) führte zur Gründung dieses Schutzgebietes 1884. Das- ^
selbe ist in ganz anderer Weise nutzbar zu machen als die übrigen, außer Kiaut-«
schou durchweg tropischen Schutzgebiete des Deutschen Reichs. Obwohl seine
N.-Hälfte, das Herero - oder Damara-Land^ der Tropenzone angehört, ist
1 S. 98 (8). 2 Der Name erinnert an die ruhmvolle Entschleierung der
westafrikanischen Küste im 15. Jahrhundert durch die Portugiesen, In deren Sprache
bedeutet angra Bucht, pequena [pefena] klein. 3 Damara [damara] ist die eng-
lische Benennung der Herero.