1900 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 11. Lodenerhebungen.
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am Fuß Bei gegenwärtigem Abstand vom Erdmittelpunkt, daß mithin die
ehemalige Horizontallage seiner Schichten nur in einer Zeit möglich war,
als die Erde noch etwas umfangreicher war. Ausgeglättet würden die
Felsschichten des Schweizer Jura 5, die der Schweizer Alpen sogar
120 km weiter reichen als ihr heutiger Gebirgsfuß (die horizontal gedach-
ten Schichten des Schweizer Jura würden demnach bis gegen Bern und
Lausanne, die der Westalpen bis in Mailands Länge sich erstrecken). ^
Auch sieht man, daß der Faltenwurf nicht durch Druck aus der Tiefe ent-
standen sein kann, denn dadurch bliebe die Überfaltung bei 1 unerklärlich.
Kammgebirge entstehen durch Seitenschub nachgiebigerer Massen
der Erdrinde gegen festere, und die (alltäglich sich ereignenden) Erdbeben
werden oft als Folge von Fortsetzungen dieser sekular langsamen Auf-
Pressung der Gebirge erkannt.
Sobald ein Kammgebirge sich zu erheben beginnt, beginnt auch schon
seine Umformung durch Atmosphärilien und fließende Gewässer; je kräf-
tiger letztere wirkt, desto mannigfaltiger wird die Modellierung der ein-
tönigen Falten.2 Flüsse, die ein Gebirge in seiner heutigen Höhe nie hätten
durchnagen können, vermochten das doch, weil sie die Arbeit begannen,
als das Gebirge erst in der Entstehung begriffen war. 3 Während rin-
nende Gewässer nur auf der Linie ihrer Rinnsale den Boden erodieren,
ist die Verwitterung mit dem Abtragen der gesamten der Luft ausgesetzten
Oberfläche ohne Unterlaß beschäftigt (Denudation oder Abdeckung^,
wie bei 1—4 voriger Figur). Durch solche Abdeckung gelangen allmählich
tiefere Schichten zum Vorschein (durch Abdecken der Felsschicht a die nächst
tiefere bei 2 und 3, durch Abdecken von b bei 4 sogar die noch tiefere),
und zwar am meisten entlang dem Gebirgskamm, welcher der Verwitte-
rung als ältester und höchster Teil des Gebirges am meisten ausgesetzt
gewesen ist. Häusig besteht deshalb der Kamm jetzt aus krystallinischem
Urgesteins welches mit (schon etwas schiefrigem) Gneis und Glimmer-
schiefer'' aufwärts in immer deutlicher geschichtete Gesteinsmassen über-
geht, die dann gewöhnlich die Gehänge des Gebirges decken und nach der
Altersreihe der Formationen? so aufeinander folgen, daß regelmäßig die
älteren unter den jüngeren zu lagern pflegen (außer bei Überkippungen
wie in unserer Figur bei 1).
Nie findet sich dieser ungeheure Schichtenbau aller Formationen voll-
ständig vor; denn von jeher wechselte auf Erden die Grenze von Land und
Meer^, und nur diejenigen Stellen konnten sich mit den Absätzen aus
dem Meer einer bestimmten Formation bedecken, welche zu deren Aus-
bildungszeit unterseeisch waren. Die Denudation kann anderseits eine
Formation örtlich ganz vernichten oder doch nur Trümmerreste derselben da
übrig lassen, wo sie vorher die ganze Bodenoberfläche bildete, z. B. Jura
* Vergl. die Figur aus S. 67. 2 S. 68 (dritter Abschnitt), 134 (unten).
3 S, 106 (3, c), 117, 134 (oben), 188, 194, 201. 4 S, 68 (zweiter Abschnitt),
73 (unten), 176 (u. Anm. 3). 5 S. 94 (oben). 6 S. 94 (oben). 7 S. 94
(unten) f. 8 S. 97 (oben).