1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Kapff, Paul von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hohenzollern, Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
14
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
führt, der sich absetzt und dann wieder erhärtet, teils als krustenartiger Über-
zug (Kalksinter), teils in Form von Zapfen, die von der Decke herab- und
vom Boden emporwachsen (Stalaktiten und Stalagmiten).
Auch wurden schon interessante Funde in diesen Döhlen gemacht: Knochen von
Höhlenbären, Renntieren, vom Nasborn, Mammut u. a., Werkzeuge aus Feuerstein,
Geschirrscherben u. a., ein Beweis, daß diese Höhlen einst als menschliche Wohnungen
gedient haben.
Eine Folge der Zerklüftung des Gesteins ist die Wasserarmut auf der
Hochfläche der Alb; denn das Regenwasser sinkt in die Tiefe. In neuester
Zeit ist jedoch dem Wassermangel durch die Alb Wasserversorgung abge-
Holsen. Aus den in den Tälern entspringenden Quellen wird das Wasser auf
die Höhe der Alb gepumpt, in großen Behältern gesammelt und von dort in
Röhren iu die Dörfer geleitet.
Das Wasser, das in die Tiefe sinkt, sammelt sich im Innern des Ge-
birges und bricht an feinem Fuße in mächtigen Quellen hervor, auf der
Südseite in tiefen „Töpfen", wie dem Blantopf bei Blaubeuren, der von
azurblauer Farbe ist, von schroffer Bergwaud umgeben (20 m tief).
Häufig kommen an der Alb auch „Hungerbrunnen" vor, d. h. nur zuzeiten,
in nassen Iahren, aber dann oft sehr reichlich fließende (Zzuellen, die aus unterirdischen
Wasserbehältern gespeist werden, so das „Brunnenloch" an der Lichtenfteiner Steige.
Am N.w.-Fuß der Alb sind einige Mineralquellen, so die Säuer-
linge in Göppingen, Ditzenbach, Überlingen, auch auf der Höhe der Alb bei
Kleinengstingen, Oberamt Reutlingen.
Die Gewäffer der Alb fließen teils in den Neckar, teils in die
Donau.
Über die Hochfläche der Alb zieht sich also die Wasserscheide zwischen dem
Rhein und der Donau hin, die große europäische Wasserscheide, und zwar
nahe am N.w.-Rand.
Der Neckar empfängt von der Alb zahlreiche Nebenflüsse, die S. 6
angeführt sind.
Die Donau erhält von der Alb folgende Nebenflüsse: Die Elta mündet
bei Tuttlingen; die Beera; die Schmiecha fließt vorbei an Ebingen und
mündet oberhalb Sigmaringen; die Lanchert mündet unterhalb Sigmaringen;
die Zwiefalter Aach entspringt in der großen Wimfener Höhle (Friedrichs-
höhle), deren Boden sie mit ihrem Wasser bedeckt, fließt vorbei an Zwiefalten;
die Lauter fließt durch eiu malerisches, mit Burgen gekröntes Tal und mündet
bei Obermarchtal; die Schmiechen mündet bei Ehingen; die Blau aus dem
Blautopf bei Blaubeuren mündet bei Ulm. Die Brenz entspringt ebenfalls
aus einem Quelltopf bei Königsbrouu (nicht weit von dem Ursprung des
Kocher), fließt vorbei an Heidenheim und Gieugeu; von rechts nimmt sie
die Lone auf; diese entspringt in einer mächtigen Quelle, versinkt in ihrem
Mittellauf iu den Spalten des Jura, so daß sich das Louetal stundenlang als
Trockental in östlicher Richtung hinzieht, bis dann das Wasfer in mehreren
Quellen wieder zutage kommt. Die Egge fließt vorbei an Neresheim,
Das Klima der Hochfläche der Alb ist bei der hohen Lage und den
heftigen Winden ein rauhes (daher die Bezeichnung „Rauhe Alb"). Mün-
singen hat die niederste Temperatur im Lande. Von Weinbau ist natürlich
keine Rede, auch der Obstbau ist beschränkt. Milder ist das Klima in den
Tälern, namentlich in den dem Neckar zugekehrten. In den Waldungen herrscht
Laubholz vor, insbesondere die Buche.