1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Steinhauff, Arnold, Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorderindien.
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tum für den Ackerbau sehr geeignet, Reisbau steht obenan. Im ganzen 8 ist Raffte-
anbau von größerer Bedeutung. Der Golf von Manaar hat wichtige Perlenfischerei.
Ceylon, ein großes Treibhaus, zeigt im Sw die wunderbarste Pracht tropischer
Vegetation. Während der Anbau von Zimt, einst der Ruhm Ceylons, stetig zurückgeht,
sind Tee und Rautschuk von steigender Wichtigkeit.
Iii. a) Gesamtbetrachtung. Unterwerfung der östlichsten durch die westlichsten
Zndoeuropäer der Alten Welt. Indien beherbergt den 5. Teil der Menschheit, 300 Tttill.
60 Xttill. gehören einer dunklen, vielleicht den Australnegern verwandten Rasse, den
Drävida, an, die geschlossen nur noch das siidl. Dekhan bewohnen. Die um 2000 v. Ehr.
als Viehzüchter nach Indien gekommenen Hindus sitzen meist im N und haben jene teils
verdrängt, teils unterjocht. Nach der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien haben
Portugiesen und Franzosen sich festgesetzt, ihr Besitz ist aber nur noch gering. Seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts sind die seemächtigen Engländer die Herren des Landes.
Line hochbedeutsame Religions- und Kulturgeschichte. Die hochbegabten Hindus
haben auf dem Gebiete der Religion und Kultur Großartiges geleistet, haben doch
zwei Religionen in Indien ihre Heimat.
Der Brahmaismus hat sich aus einer alten Naturreligion entwickelt, die am meisten
Indra, den Gewittergott, verehrte. Er ist das Ergebnis grüblerischer Geister in einem
Lande, das seine Bewohner mühelos nährt. Die drei Hauptgötter sind Brahma, lvischnu
und Siwa. 3u den großartigen, unterirdischen Tempelbauten mit Götterbildern und
den wunderbaren Hindutempeln, von tropischer Vegetation umwuchert, zu heiligen
Bergen, Bäumen, Seen und Flüssen wallfahren hunderttausende, und Fakire legen sich
wahnwitzige Rasteiungen auf. Der Glaube an die Seelenwanderung hindert das Töten
der Tiere. Die Frauen sind vom religiösen Leben ausgeschlossen? von ihrer gedrückten
Stellung zeugt auch die ziemlich ausgerottete Sitte der Witwenverbrennung und das
Elend der Rinderwitwen. Merkwürdig ist auch die Rasteneinteilung, die z. T. auf reli-
giöse Anschauungen (Stufen der Seelenwanderung) zurückführt. Den drei Rasten der
Brahmanen (Priester), der Rrieger und der Ackerbauer steht die der Gewerbetreibenden
als der rechtlosen „Ausgeschlossenen" (Sudra), gegenüber. Rastenlos sind die verachteten
Paria, fluch die 4 Rasten sind noch in zahllose Unterkasten geteilt. Niemand tut die
Arbeit einer anderen Rasten wer in eine niedere Raste heiratet, verliert die eigene.
Als Reformator des Brahmaismus trat um 500 v. Ehr. ein Adliger der Rrieger-
käste auf und verkündete eine neue, lebensfeindliche Religion, von der einstigen Blüte-
zeit des Buddhismus zeugen noch die oft meilenweit sich ausdehnenden Trümmer von
Tempelbauten.
Außer diesen Bauwerken sind als Rulturleistungen poetische und philosophische
Werke zu nennen, die auch das berechtigte Staunen des Abendlandes hervorgerufen
haben. Unsere „arabischen" Zahlen sind eine indische, durch die Araber uns übermittelte
Erfindung.
Großartiges System der Engländer zur Sicherung ihrer wertvollsten Kolonie.
Das Raiserreich Indien ist die hauptquelle des englischen Reichtums; daher ist seine
Sicherung der Angelpunkt der englischen Politik. Gibraltar, Malta, Ägypten, perim
und Aden sichern den kürzesten Seeweg dorthin. Auch die Besetzung des Raplandes
diente ursprünglich diesem Zweck. Dazu kommen zahlreiche Maßnahmen, die der Siche-
rung und zugleich der Erschließung des Landes selbst dienen. Indien steht teils unter
der unmittelbaren Verwaltung des Vizekönigs, teils unter (300) eingeborenen Fürsten