1914 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Wagner, Paul, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
52 Europa im allgemeinen.
der Vogesen bis zum Meer ist die Grenze offen und durch eine Kette von Festungen
gedeckt. Diese offene Grenze erleichtert andrerseits den Handel und Verkehr mit den
Gebieten Mitteleuropas ungemein.
Landschaftsformen. Frankreich ist ein altes Schollenland, in dem hohe und
tiefe Schollen wie die Felder eines Schachbrettes abwechseln. Reste der Falten-
gebirge aus der Steinkohlenzeit sind 1. die Bretagne, 2. das französische Zentral-
plateau. Beide sind längst bis auf den Rumpf abgetragen und haben deshalb nir-
gends schroffe Formen. Das Zentralplateau hat aber in der Braunkohlenzeit sehr
wichtige Umgestaltungen erfahren: Mehrere große Spalten (Verwerfungen) haben
das Gebiet zerlegt, und einzelne Schollen sind gesunken. So entstand vor allem
der steile Bruchrand der Cevennen und der breite Einbruchsgraben der
Rhonesenke (vgl. Erzgebirgsabsall und Rheingraben!). Ferner quollen Lava-
massen hervor und bauten gewaltige Vulkanberge auf die alte Granithochebene,
so den Eantal und Mont Dore. Die vulkanischen Ergüsse dauerten während der
Eiszeit noch an. Damals entstanden jene kleinen Vulkane — teils mit, teils ohne
Krater —, die man als Puys zusammenfaßt. (Vgl. Phlegräifche Felder bei
Neapel!).
Dem Mittelalter der Erde verdankt das nordöstliche „Schachbrettfeld", das
Pariser Becken, seine Ausbildung. Damals war dort ein Meer, das Zentralplateau
eine Insel. Auf seinem Grunde lagerte sich Schicht auf Schicht ab, während der
Umfang des Meeresbeckens sich immer mehr verkleinerte. Wo heute Paris liegt,
war als letzter Rest ein Binnensee. So erklären sich die schüsselförmig ineinander
gebauten Gesteinsschichten jener Gegend mit ihren (nachträglich durch Verwitte-
rung entstandenen) bogenförmigen, einseitigen Steilrändern, die vor allem
östlich von Paris bis an die deutsche Grenze sehr hervortreten. Der nördliche Teil
der Schüsseln ist durch den Einbruch des Kanals abgetrennt worden; er bildet heute
das südöstliche England. Dem Pariser Becken entspricht das ganz ähnlich gebaute
Becken der Garonne („Aqnitanisches Becken".)
Der Wechsel von Hoch- und Tiesschollen hat in Frankreich eine Anzahl wich-
tiger Verkehrsstreifen hervorgerufen, so vor allem die „Senke von Poitou", die
die beiden Beckenlandschaften verknüpft, die „Rhonesenke" als Hauptweg von
Mitteleuropa zum Mittelmeer und das Garonnetal, aus dem eine Niederung
nach dem Mittelmeer führt. (Vgl. Abb. S. 53!)
Die einzelnen Landschaften.
1. Das mittelmeerische Frankreich.
Tas Rhonetal. In dem warmen italienischen Klima des Rhone-
tales reifen von Orange abwärts Oliven und Südfrüchte. Pflan-
zungen von Maulbeerbäumen, die dem Seidenspinner die Nahrung liefern,
sind äußerst zahlreich. Lyon (470000 Einw.) ist der bedeutendste Fabrika-
tionsplcch für Seide. Westwärts davon erstreckt sich ein mächtiges Kohlenlager;
hier St. Etienne mit seiner großartigen Metall- und Seidenindustrie, 150000 Einw.
Ostlich vom unteren Rhonetale dehnt sich die Provence aus mit sonnigem,
mildem Klima, daher hier die berühmten Winterkurorte Cannes, Nizza, Men-