1914 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Wagner, Paul, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Westeuropa. 55
Champagne den Reichtum an Schlachtfeldern. Eines der berühmtesten ist die Ebene
bei Chalons an der Marne, wo Attila mit seinen Hunnenscharen geschlagen wurde.
Die nordöstlichen Landschaften (Französisch-Hennegau, Französisch-Flandern,
Artois und Picardie) zählen zu den fruchtbarsten Gegenden Frankreichs und enthalten
überdies gegen die belgische Grenze hin noch große Kohlenlager. Deshalb hat
in diesen Gebieten auch eine hochentwickelte Textilindustrie ihren Sitz, vor allem
in Lille (210000 Einw.) und Roubaix (120000 Einw.). Die Seestädte Calais
und Bonlogne dienen dem französischen Überfahrtsverkehr nach England.
Die Normandie, das Mündungsland der Seine, ist vorzugsweise das Land
der Obstweine, des eiäre (Apfelweins) und poire (Birnenweins). Ihren Namen
trägt die Landschaft von den Normannen, denen Karl der Einfältige dieses Ge-
biet überließ, um ihren Räubereien ein Ziel zu setzen.
Die Bretagne, von den Bretonen der gegenüberliegenden Küste besiedelt (daher
auch der Name'des Gebietes), liefert sehr tüchtige Seeleute. Die Bevölkerung spricht
teilweise noch heute eine dem Gälischen in Wales verwandte Sprache und bewahrt
in Gebräuchen und Vorstellungen manche Spuren keltischen Heidentums.
Im Herzen des Seinebeckens, der Jsle de France, wo sich die Straßen von allen
Seiten kreuzen, entstand Paris, die drittgrößte Stadt der Erde (3 Mill. Einw.),
der Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens und die erste Jndu-
striestadt Frankreichs (vorzüglich Modeartikel). In seiner Umgebuug ist St. Denis
bemerkenswert durch Maschinenindustrie, Sevres durch Porzellan- und Versailles
durch Uhrenfabrikation.
b) Das Hinterland des Ozeans.
Das Tiefland der Loire ist durch seine Fruchtbarkeit und seinen sorgsamen
Anbau die „Kornkammer Frankreichs". Die lieblichen Gegenden der Landschaft
Touraine heißen der „Garten Frankreichs". Doch stehen die Hauptsiedelungen
des Gebietes, Orleans, Tours und Nantes (130000 Einw.), vielen anderen
Städten Frankreichs an Bedeutung nach. Südlich vom Mündungsgebiet der Loire
erstreckt sich die Vendee, deren Küstengebiet ganz wie die deutsche Nordseeküste
Marschland mit vorgelagerten Düneninseln ist. Eine Hauptschlachtenebene Frankreichs
ist die Gegend zwischen Tours und Poitiers. Oftmals stießen hier von Nord und
Süd feindliche Heere aufeinander. Von welthistorischer Bedeutung ist insbesondere
der von Karl Martell i. I. 732 über die Araber errungene Sieg.
Das Garonne-Becken ist im allgemeinen äußerst fruchtbar und besonders in
den Flußtälern sehr weinreich. Nur der Küstenstrich am Golf von Biscaya ist
öde durch den hier vom Westwinde zu Dünen aufgehäuften Meersand. An der
Mündung der Garonne (Gironde) liegt Bordeaux, die viertgrößte Stadt Frank-
reichs (250000 Einw.) und der Hauptausfuhrplatz für die berühmten Bordeaux-
weine, die namentlich an den Ufern der Gironde gedeihen. Ein wichtiger Ver-
kehrsmittelpunkt ist Toulouse mit 150000 Einw. Dem Flußgebiet der Garonne
gehört auch das Vorland der Pyrenäen mit seinen zahlreichen Schwefelthermen
an; hier liegen die Badeorte Pan, Bareges, Lourdes. Ein reizvoller Anfent-
halt am Biskayischen Meerbusen ist das Seebad Biarritz.