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1. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Schutzgebiete - S. 39

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
Geschichtliches, 39 dem Anfang der Zeiten hatten sie den Genius, das Weltmeer zu durchmessen oder die hohe See oder auch nur die schmalen Gewässer zu befahren." Erst die Einigung des Deutscheu Reiches gab den deutschen Kaufleuten wieder Mut zu größeren über- seeischen Unternehmungen und brachte uns eine achtunggebietende Flotte als wich- tigste Vorbedingung für die Erwerbung von Schutzgebieten. Die ersten Erwerbungen erfolgten in Südwestafrika. Dort wirkten schon seit 1841 deutsche Missionare. 1883 kaufte der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz das öde Küstengebiet von Angra Pequena, im ganzen 50000 qkm Land. Er bat die deutsche Reichsregierung um Schutz. Der Reichskanzler Fürst Bismarck zögerte zunächst, weil die Engländer ältere Rechte geltend machten. Als sie aber keine triftigen Gründe vorbringen konnten, telegraphierte Bismarck an den deut- schen Konsul in Kapstadt am 24. April 1884: „Nach Mitteilung des Herrn Lüderitz Zweifeln die Kolonialbehörden (des Kaplandes), ob seine Erwerbungen nördlich vom Oranjestrom auf deutschen Schutz Anspruch haben. Sie wollen amtlich er- klären, daß er und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Reiches stehen." Damit war das Deutsche Reich zur Kolonialmacht geworden. Im Juni 1884 wurde das neue Schutzgebiet von England anerkannt, mit Aus- nähme der Walfischbai und der kleinen Küsteninseln, die englisch blieben. Fast Zu gleicher Zeit wurden die anderen westafrikanischen Besitzungen erworben. An der Togoküste hatten sich Bremer Kaufleute festgesetzt, in Kamerun Hamburger, vor allem die Firma Woermann. Die Eifersucht zwischen den deutschen und eng- lischen Handelshäusern machte auch hier das rasche Eingreifen des Reiches nötig. Der berühmte Afrikaforscher Dr. Gustav Nachtigal wurde zum Reichskommissar für Westafrika ernannt. Am 5. Juli 1884 kam er auf dem Kriegsschiff „Möve" nach Togo und schloß mit dem Häuptling ein Schutzbündnis. Hierauf hißte er in Kamerun die deutsche Flagge — wenige Tage, bevor ein englisches Kriegsschiff das Land in Besitz nehmen wollte — und dampfte weiter nach Angra Pequena. Auch an der ostafrikanischen Küste, im Gebiete des Sultans von Sansibar, breitete sich der deutsche Handel aus. Um ihn zu fördern, gründete Or. Karl Peters im April 1884 in Berlin die Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Mit einigen Gesinnungsgenossen drang er bald darauf, ohne daß jemand seine Absicht ahnte, von Sansibar aus in das Hinterland ein, schloß Verträge mit verschiedenen Häuptlingen und erwarb in sechs Wochen ein Gebiet von der doppelten Größe Bayerns! Im Februar 1885 erhielt die Gesellschaft für die neuerworbenen Be- sitzungen einen kaiserlichen Schutzbrief. Auch die Aneignung des bedeutendsten Schutzgebietes in der Südsee fällt in dieselbe Zeit. Dort war bereits seit etwa 1850 das Hamburger Handelshaus Go- dessroy tätig gewesen und hatte große Besitzungen, namentlich in Samoa er- worden. Als 1880 Fürst Bismarck dem Deutschen Reichstage vorschlug, das große Unternehmen zu untersetzen, fand er noch kein Verständnis. Aber bald darauf be- gannen die Engländer, sich an verschiedenen Punkten festzusetzen, und Deutschland mußte zugreifen, wenn es nicht die letzte Gelegenheit versäumen wollte. So wurde 1885 der Nordosten von Neuguinea unter deutschen Schutz gestellt, wo die Neuguinea-Kompagnie sich niedergelassen hatte (Geh. Kommerzienrat v. Hanse- mann, Forschungsreisender Dr. Finsch). 1886 fielen die Inseln des Bismarck- Archipels und die nördlichen Salomonsinseln an Deutschland, nachdem 1885
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