1908 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
54 Die deutschen Landschaften im einzelnen.
ein Wasserundurchlässiger Untergrund vorhanden ist. Das größte davon ist das
Bonrtanger Moor, es umfaßt 1400 qkm = Sachsen-Altenburg. Tic Moore
nehmen demzufolge weite Landesteile in Nordwestdeutschland ein.
Arten. Eine Art dieser Moore hat sich im Überschwemmungsbereich der
Flußtäler aus den abgestorbenen Teilen von Riedgräsern, Binsen n. dgl. gebildet,
wobei unter beschränkter Lustzufuhr Vertorfung eintritt. Dies sind die Flach-
moore, auch Sicker-, Wiesen- und Grünlandsmoore geheißen. Sie können mit
der Sense glatt abgemäht werden.
Die größte Ausdehnung haben in Nordwestdeutschland die Hoch- oder Heide-
moore. Diese enthalten sast immer eine große Menge von Torsmoos (Sphag-
num) neben Heidekraut und anderen Heidepflanzen, ihre Oberfläche ist uneben,
ihr Begehen beschwerlich. Bei ihrer Entstehung wachsen die moorbildenden
Pflanzen zu einer flachen Wölbnng empor, die einem Uhrglase gleicht. Ge-
schlossener Wald fehlt, der Baumwuchs ist in allen Mooren spärlich und beschränkt
sich vorwiegend auf Föhren, Birken und Eichen.
An der Kultivierung der Moore wird besonders in den letzten Jahren
mit großem Eifer gearbeitet. Während man früher das Moor ausbrannte und
in den Boden Buchweizen säte, dient heute der Moorboden bei verständiger Be-
wirtschaftung durch Entwässerung, künstliche Düngnng u. dgl. dem Feld- und
Wiesenbau jeglicher Art. So sind in öder Landschaft mehrfach wohlhabende
Moorkolonien (Fehnkolonien) ausgeblüht, nnter denen Papenburg in Han-
nover das glänzendste Beispiel gibt. Vielfach geht die Bevölkerung der Moore
freilich bis 20 Einw. auf 1 qkm herab. Im ganzen sind die Moore sehr
schwach bevölkerte Landstriche; doch werden sie durch planmäßige Bewirtschaftung
mehr und mehr bewohnbar gemacht.
3. Das Heide- oder Geestland.
Begriff und Verbreitung. Unter Geest versteht man das höher
gelegene trockene, sandige Hügelland, das seine größte Ausdehuuug in der Lüne-
burger Heide zwischen Elbe und Aller erreicht. In dieser steigen Höhen bis zu
170 m an und ihr Umsang beträgt über 11000 qkm mit uahezu '/2 Miß. Einw.
(Sachsen und Baden haben je 15000 qkm). Auch die Heide nimmt also in
Norddeutschland einen sehr großen Flächenraum ein.
Boden, Erzeugnisse und Siedelungen. Der Boden der Geest
setzt sich größtenteils aus eiszeitlichen Schwemmsanden zusammen, die streckenweise
in reinen wüstenhaften Flugsand übergehen, woraus nichts gedeiht. Meist ist die
Geest mit Heidekraut bedeckt, das die Grundlage der starkverbreiteten Bienen-
zu cht bildet, und den Heidschnucken (grobwolligen Schafen) wie dem Magerrind
die Nahrung liefert. Mit dem Heidekraut wechseln Kieserwaldungen ab. Wo
sich aber Lehmboden ftndet, wie in den ausreichend bewässerten Flußtälern, baut
man neben Buchweizen auch Roggen, Kartosseln und Gemüse. Dies sind die
Oasen der Heide.
Wie auf der Schwäbisch-Bayerischen Hochfläche so weicht auch hier die Heide
mehr und mehr der Kultur. Große Strecken werden ausgeforstet, dürrer Boden
wird berieselt und verbessert. Auch Miueralschähe birgt die Heide. Bei