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1. Länderkunde des Deutschen Reiches - S. 57

1908 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Iii. Das Norddeutsche Tiefland. 57 An den Marschen haben Anteil: die preußischen Provinzen Schles- wig-Holstein und Hannover, das G r o ß h erz o g tu in Oldenburg und die Freien und Hansestädte Bremen und Hamburg. Bevölkerung des Westdeutschen Tieflandes. Abstammung. Die Bevölkerung des Westdeutschen Tieflandes ist der Ab- stammung nach rein deutsch. Die Marschenküste vom Dollart bis zur dänischen Grenze, wie auch die deutschen Küsteninseln der Nordsee bewohnt der kern- deutsche Stamm der Friesen, der unserer Kriegs- und Handelsflotte die tresf- lichsten Matrosen liefert, durch seine Deichbauteil dem Meere den fruchtbaren Schwemmlandboden der Marschen abgerungen hat und durch musterhafte Feld- Wirtschaft zu Wohlstand, ja Reichtum gelangt ist. —■ Die Köluische Bucht wird von Franken bewohnt. Das ganze übrige Gebiet von Westelbien haben die Nieder- snchfen inne, der größte und wichtigste Volksstamm des Tieflandes. Der vielfach von dürrer Geest oder ödem Moor gebildete Boden zwingt hier zu harter, oft wenig lohnender Arbeit, bedingt große Wirtschaftsgebiete und begünstigt die Einzelsiede- lnng. Aus diesen Natur- und Erwerbsverhältnissen erklärt sich zum großen Teil die Eigenart des Niedersachsen. Als wesentliche Eigenschaften desselben sind namentlich hervorzuheben sein gemessenes, wenig mitteilsames Wesen, seine Vor- sicht, ernste, ruhige Gemütsart, Einfachheit und Bestimmtheit auf der einen Seite, Selbstbewußtsein und hoher praktischer Sinn, gepaart mit starker Frei- heitsliebe, auf der anderen Seite, Eigenschaften, die in der ruhmvollen Geschichte der Niedersachsen von Hermann dem Cheruskerfürsten bis zu den Befreumgs- kriegen und namentlich in der großen Zahl berühmter Staatsmänner und Geschichtschreiber, die diesem Boden entsprossen sind (Stein, Hardenberg, Bismarck; Möser, Schlosser, Niebuhr, Curtius), glänzend hervor- treten. Dagegen war der sächsische Boden für Entfaltung der Künste weniger günstig. Das Wort: Frisia non cantat (das Land der Friesen singt nicht) gilt auch von den Sachsen. Der Minnegefang und die höfische Poesie sanden hier keine Stätte. Erwerb. Im Westdeutscheu Tieflaude überwiegt die Landwirtschaft und zwar — abgesehen vom südlichen Frnchtlande — die Viehzucht. Im Gewerbs- leben treten jene Industrien bedeutsam hervor, die ihre Rohstoffe der Landwirt- schaft entnehmen. Man trifft also Zuckerfabriken, besonders im Herzogtum Brauuschweig und in Hannover, Spiritns- und Branntweinbrennereien, Konserven- fabriken (in Braunschweig) und Papierfabriken (Osnabrück). Die Nähe der Kohlen- lager hat auch in den Randgebieten der deutschen Mittelgebirgsschwelle eine leb- hafte Gewerbetätigkeit hervorgerufen, so besonders in Osnabrück, Hannover-Linden und Brauuschweig. In den Küstenstädten blühen die mit dem überseeischen Handel und der Schiffahrt zusammenhängenden Industrien; hier sind zu nennen die Reismühlen Bremens und dessen Fabriken sür die Herstellung von Linoleum, Korkpfropfen, Stärke, Tabak und Zigarren, dann die Hamburger Fabriken znr Bereitung von^ Gummi, Guttapercha und für die Verarbeitung von Palmkernen und Kokos- nüssen, endlich die Schiffswerften (Blohm und Voß in Hamburg) mit ihren viel- fälligen Nebenbetrieben.
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