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1. Mittlere und neue Geschichte - S. 245

1877 - Leipzig : Senf
U. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 245 sehen, seine Mutter, äußerst eifersüchtig aus ihre Macht, ließ ihm keinen Einfluß auf die Negierung ihrer Erbläuder, erst nach ihrem Tvde 1780 übernahm er dieselbe. Der Versuch Josephs, als deutscher Kaiser in die erstarrte Neichsverfassuug einen frischen Geist zu bringen, mißlang; die Revision des Kammergerichts von Wetzlar machte nur den traurigeu Verfall der Reichsjustiz Allen offenbar, ohne wesentliche Verbesserungen herbeizuführen. Seine Versuche aber, der kaiserlichen Macht größern Einfluß zu verschaffe« (z. B. mit dem den Kaisern gehörenden Rechte, einzelnen geistlichen Reichsstäudeu Panisbriefe für begünstigte Personen zuzusenden) scheiterte ganz an dem Widerstreben Preußens und dem Mißtrauen der andern Reichsstände. Seit 1780 Fürst der österreichischen Erbländer, suchte Joseph hier schnell den neuen Zeitgeist in die Regierung der sehr verschiedenartigen Minder einzuführen. «Seine Mutter hatte langsam, aber verständig reformirt. Joseph hatte die edelsten Absichten, aber er beachtete die in der Natur und Geschichte seiner Völker liegenden Hindernisse zu weuig, er wollte einen Staat aus den verschiedenartigen Ländern machen und sie durch die edelste Staatsweisheit beglücken, aber die geistige Vorbildung der Bewohner seiner Länder war erst im Auskeimen und die vielfache Verletzung der durchs Alter lieb gewordenen Vor urtheile erregte zuerst Mißvergnügen und später offnen Aufruhr. Aber nicht zufriedeu mit der Rolle eines Gesetzgebers und - esormators von Oesterreich dürstete sein unruhiger Geist auch nach den Lorbeeren des Krieges und beiden Ausgabe,: zugleich wäre auch die Kraft eines Friedrich nicht gewachsen gewesen. Berühmt und von segensreicher Wirkung war sein Toleranzedikt, durch das endlich die Protestanten, namentlich in Böhmen, wieder die freie Ausübung ihrer Religion erhielten, die Aufhebung von zahlreichen Klöstern folgte und umsonst war die Reise von Papst Pins Vi. nach Wien, um den Kaiser auf andere Gesinnungen zu bringen, 1782. Selbst in die geistlichen Fürsten drang damals der Gedanke, eine freiere Stellung gegen Rom anzunehmen, die vier deutschen Erzbischöfe (außer deu drei geistlichen Kurfürsten der Erzbischof von Salzburg) schlossen 1786 die Gnnser Punktationen, die eine freiere Stellung der deutschen Kirche gegen Rom beabsichtigten, doch blieb dieser Versuch ohne Folgen. Von allen Schöpfungen des edlen Joseph überlebte ihn fast nur das Toleranzedikt; viele Erlasse hatte er zurücknehme» müssen, als er, schon seit 1788 körperlich zerrüttet durch die Beschwerden des unglücklichen Feldzuges im Banat, im Kriege mit der Pforte und deu empörten österreichischen Niederlanden, von den mißvergnügten Ungarn mit einem Ansstaude bedroht, den geistigen und körperlichen Schmerzen 1790 erlag.
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