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1. Mittlere und neue Geschichte - S. 474

1877 - Leipzig : Senf
474 Neueste Geschichte. ökumenischen Concils entgegen, für welche die Jesuiten schon alle Vorbereitungen getroffen hatten und die den 8. December 1869 erfolgte. Umsonst hatte der bairische Ministerpräsident Fürst von Hohenlohe namentlich die katholischen Regierungen anfgesordert, gegen die etwaigen Eingriffe dieses Concils in weltliche Sachen gemeinschaftliche Schritte zu unternehmen am 9. April, er hatte keinen Anklang damit gefunden. Und doch hatte der Papst in seiner Enchclica und dem Shllabus vom 8. December 1864, in der er alle möglichen Irrthümer der Gegenwart verdammt hatte, schon gezeigt, daß er eine Herrschaft über alle weltliche Macht, über Könige und Völker erstrebe. Die Regierungen der katholischen Staaten wurden zum Concil nicht wie früher eingeladen, sich durch Gesandte vertreten zulassen, auch wurden diesmal nichtdie Gegenstände der Verhandlungen frühzeitig bekannt gemacht, noch eine Geschäftsordnung, wie in Trident, von den päpstlichen Legaten mit den Bischöfen vereinbart. Gekommen waren zu diesem vaticanischen Concil 764 Bischöfe, von denen aber 300 so arm waren, daß der Papst ihren Unterhalt bestreiten mußte. Unter den 764 Bischöfen waren allein 276 aus Italien und von diesen wieder 143 aus dem kleinen Kirchenstaat, wogegen auf das große Frankreich nur 84, auf Deutschland sogar nur 19 kamen. Zu den oppositionellen Bischöfen zählte man 200, aber ihre Opposition war keine feste. Als heftigster Gegner des bisherigen päpstlichen Systems zeigte sich Stroßmayer, Bischof von Serbien und Bosnien. Aber vergebens forderte er in einer Rede vom 25. Januar 1870 die Bestimmung auch der Rechte der Bischöfe und der Provincialshnoden, wollte auch Nichtitaliener (der letzte nichtitalienische Papst war Hadrian Vi. Lehrer Kaiser Karls V, 1523) zum Papstthum zugelassen und das Cardinalcollegium gleichmäßig ans Vertretern sämmtlicher katholischen Völker zusammengesetzt sehen. Schon am 24. April wurden die modernen Irrthümer verflucht und 18 Canones angenommen, in denen der Hauptsache nach die Lehren des Shllabus von 1864 bestätigt wurden. Die Verhandlungen Über die Unfehlbarkeit des Papstes dauerten vom 14. Mai bis zum 13. Juli, wo abgestimmt wurde und von den 600 Anwesenden 450 mit Ja, 88 mit Nein stimmten und 62 ihre Zustimmung mit Vorbehalt gaben, obgleich der gelehrte Bischof Hefele von Rotenburg in Würtemberg bewiesen hatte, daß Papst Honorins 680 von dem sechsten öcnmenischen Concil in Constantinopel wegen einer ketzerischen dogmatischen Entscheidung ver-urtheilt worden war und daß spätere Concilien und Päpste das Urtheil bestätigt hatten. Umsonst baten die Bischöfe der Opposition den Papst, sich nur dann für unfehlbar zu erklären, wenn er seine Entschei-
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