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1. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 12

1914 - Breslau : Hirt
12 B. Hessen. — I, Das Land als Ganzes. 6. Die Bevölkerung. Die Bestandteile. Die Hessen, nach denen das Land seinen Namen trägt, bilden den weitaus größten Teil der Bevölkerung, sie sind Nachkommen der alten dem Frankenstamme angehörenden Chatten. Nach der Werra zu, östlich einer Linie Münden - Vacha, finden wir in den Kreisen Witzenhausen und Eschwege eine Mischbevölkerung aus hessischen und thüringischen Bestand- teilen, ebenso im Schmalkaldischen- nach der Nordgrenze zu, besonders in den Kreisen Wolfhagen und Hofgeismar, treten an die Stelle der Hessen die Niedersachsen, die Grafschaft Schaumburg gehört ganz dem niedersächsischen Gebiete an. Die Sprache. Hessen und Thüringer sprechen mitteldeutsche (hoch- deutsche) Mundarten, während die Niedersachsen die niederdeutsche oder sog. plattdeutsche Mundart sprechen, die tiefgehende Unterschiede, vor allem in den Konsonanten, gegenüber den mitteldeutschen Mundarten aufweist. Die hochdeutschen Wörter ich, helfen, Wasser lauten im Niederdeutschen ik, helpen, Water, Sprachformen, die den älteren Sprachzustand darstellen. Die Sprachgrenze zwischen hochdeutscher und niederdeutscher Sprache verläuft über den Kamm des Rothaargebirges südlich von Sachsenberg und Sachsenhausen in Waldeck, über die Balhorner Hochebene nach dem Habichts- wald, an die Fulda zwischen Cassel und Münden, um sich weiter südlich von Hedemünden an der Werra nach Heiligenstadt hinzuziehen. Der Charakter. Ein zähes Festhalten an dem Alten, Liebgewonnenen ist den Hessen eigen, sie sind neben den Friesen der einzige deutsche Volks- stamm, der seine schon um 400 v. Chr. eingenommenen Wohnsitze nicht wieder verlassen hat. Treu hält der Hesse an alter Sitte und Tracht fest, die oft höchst malerisch ist, so vor allem in der Gegend der Schwalm (Bild 26 — 28). Der im allgemeinen nicht sehr fruchtbare Boden hat die Bewohner zu Fleiß und Genügsamkeit erzogen, und der unerschrockene kriegerische Mut der Chatten, den schon Tacitus rühmt, hat sich auf die Enkel vererbt- ihnen hat ja die Tapfer- keit, die keine Gefahr sieht, den ehrenden Beinamen „Blinde Hessen" ein- gebracht. In fast noch höherem Grade zeigen die Niedersachsen dasselbe treue Festhalten an altüberlieferten Einrichtungen, wie es sich in der Redensart „Et bliefft biem ahlen" (Es bleibt beim alten) ausspricht. Dabei ist der Niedersachse zurückhaltend, ja mißtrauisch gegen das Fremde wie den Fremden, von hoher Begabung, wie der Hesse von ernsterer Gemütsart. Die Thüringer dagegen sind wie der Franke des Kinzigtales beweglicher, anstellig, lebensfroh, Freunde von Gesang und Tanz. Die Religionsflüchtlinge. Zu der mehr als zwei Jahrtausende boden- ständigen Bevölkerung Hessens kommen, von den Juden abgesehen, noch französische Religionsflüchtlinge hinzu, die von verständigen Fürsten zum Segen des Landes angesiedelt wurden, so in den Kreisen Hofgeismar, Wolfhagen, Frankenberg, Marburg (hier besonders Waldenser), Kirchhain, Iiegenhain, Hersfeld, Fulda. Wallonen siedelten sich vor allem in Cassel und Hanau an und wurden hier die Schöpfer blühender Industriezweige. Siedlungsform. Die älteste deutsche Siedlungsform des Einzelgehöftes, die wir in Westfalen noch so häufig antreffen, tritt in Hessen hinter der
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