1884 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Jaenicke, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das deutsche Reich und die deutschen Nachbarländer. 13
und zu 2/5 aus Katholiken; in der Schweiz zu 2/3 aus Protestanten und
1j3 aus Katholiken.
Alpen Lage. Obwohl die Alpen kaum zur Hälfte dem deut-
schen Mitteleuropa angehören, so sollen sie doch als ein innig verbundenes
Ganzes hier im Zusammenhange betrachtet werden. Ihr uralter Name, den
die Römer schon vorfanden, stammt wahrscheinlich aus dem Gallischen und be-
deutet „hohe Berge", ist also eigentlich ein Gattungsname, der von den
Galliern auf alle hohen Gebirge augewandt wurde und ebenso auch von mo-
dernen Geographen gebraucht wird. Die Lage der Alpen, übrigens fast in
der Mitte zwischen dem Äquator und dem Nordpol, ist wesentlich kontinental;
denn das ligurische Meer bespült ebenso wie das adriatische nur geringe
Ausläufer, während die Hauptmaste des Gebirges von reichen Ebenen um-
geben wird, im Süden von der lombardischen Tiefebene, im Westen vom
Rhönethal, im Norden vom Schweizer, schwäbisch-bayrischen und
österreichischen Hochlande, im Osten endlich von der ungarischen Tief-
ebene. Um wie viel ungünstiger erscheint dagegen die Lage des amerikanischen
Hauptgebirges, welches im Westen stets vom Meere begleitet wird, oder
des Himälaya, der noch am besten mit den Alpen verglichen werden kann,
dessen Umgebungen aber nur im Südosten fruchtbaren Ackerboden tragen.
Äußerer Eindruck. Der Eindruck, den die Alpen auf den Beschauer
von außen her machen, ist ein gewaltiger, namentlich wenn er sich ihnen von
Süden her nähert. Noch mehr wird der Reisende durch die mannigfachen Er-
scheinungen des Hochgebirges selbst überrascht durch den reichen und oft
raschen Wechsel von lieblichen Seeen und brausenden Wasserbächen, von
grünen Matten und schroffen, kahlen Felswänden, von freundlichen Städten
und Dörfern und einsamen Hütten, von Wäldern aller Art und weiten
Schnee- und Eisfeldern. Einen eigentümlichen Reiz gewährt auch die ver-
schiedenartige Beleuchtung, in der die einzelnen Gegenstände zu den ver-
schiedenen Tageszeiten erscheinen; wie oft ist nicht das geisterhafte Alpen-
glühen besungen worden!
Entstehung. Die Entstehung der Alpen *) ist im Lause unberechenbar
langer Zeiträume vor sich gegangen und hat bis in verhältnismäßig junge
1) Die Frage nach der Entstehung der Erde überhaupt beantwortet die Geologie.
Diese Wissenschaft lehrt, daß die Erde erst nach unermeßlich langen Zeiträumen so ge-
worden ist, wie sie uns heute erscheint. Unter den festen Bestandteilen der Erde muß
man unterscheiden:
a) Eruptivgeste ine, d. h. solche, welche mit furchtbarer Gewalt aus den Tiefen
der Erde an die Oberfläche emporgetrieben wurden und daher keine Spuren von
organischen Uberresten (Pflanzen, Tiere) enthalten, z. B. Granit, Porphyr, Basalt, Lava.
b) Sedimentgestein e, b. h. solche, welche sich meist aus dem Meere abgelagert
haben und geschichtet übereinander liegen. In ihnen finden sich organische Überreste.
Die ältesten Sedimente (Schichten) liegen unten, die jüngeren lagerten sich darüber. Da
nun das Meer in den verschiedenen Zeiten immer verschiedene Teile der Erde bedeckte,
so findet sich nirgends die ganze Reihenfolge der Schichten vor, sondern hier fehlen
diese, dort jene Schichten. An der Beschaffenheit des Gesteins und an den Ver-
steinerungen (Petrefakten), welche in demselben enthalten sind, erkennt man aber die zeit-
liche Aufeinanderfolge der Schichten (oder Formationen, siehe Fig. 1), deren mehrere
gleichartige zusammengenommen eine Periode genannt werden. Man unterscheidet ae-
wohnlich folgende Perioden: