1884 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Jaenicke, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Europa.
ihm getrennt, folgt die Rhön, ein Trias-Plateau mit zahlreichen basaltischen
Tafelbergen. In der hohen Rhön erhebt sich die große Wasserkuppe (950m),
Port der die Fulda abfließt. Dieser Teil des Gebirges zählt zu den traurigsten
Gegenden Deutschlands; der felsige oder sumpfige Erdboden und der darüber
hängende, meist neblige und wolkige Himmel gestattet wenig Ackerbau und
Obstzucht; auch die Flachs- und Kartoffelkultur und die Schafzucht, welche
etwas besser fortkommen, vermögen nicht immer die Bewohner vor Hungersnot
zu schützen. Freundlicher und wohlhabender gestaltet sich die im Norden und
Nordwesten vorgelagerte, niedrigere Vorder-Rhön zwischen Werra und
Fulda. Im Südosten der hohen Rhön liegt, fast unter demselben Parallel-
kreise wie Karlsbald, die Heilquelle Kissingen (zu Bayern).
Vogelsberg. Wieder westlich baut sich in großer Regelmäßigkeit der
basaltische Kegel des Vogelsbergs auf, von welchem strahlenförmig durch
enge Flußthäler geschiedene Höhenzüge auslausen.
Spessart. Das Thal der Kinzig (im Süden; rechts zunl Main) trennt
ihn vom Spessart, d. h. Spechtswald, der in dem sogenannten Mainviereck
gelegen, wesentlich aus Granit mit darüber lagerndem Sandstein besteht und
darin dem auf dem linken Mainufer sich anschließenden Odenwald gleicht.
Letzterer hat aber den großen Vorzug, daß er fast auf seinem ganzen,
übrigens niedrigen Rücken (höchster Punkt nur 600 m) Acker- und Wiesenwirt-
schaft gestattet, während im Spessart nur die Thäler eine dürftige Ernte
abwerfen.
Franken. Da über den Schwarz Wald weiter unten die Rede sein wird,
und der deutsche Jura schou früher behandelt worden ist, so bleibt noch
übrig, auf das fränkisch-schwäbische Stufenland selbst näher einzugehen,
zunächst auf Franken.
Der größte Teil des alten (zur Zeit der Ottonen bestehenden) ostfrän-
tischen Herzogtums gehört heute dem Königreich Bayern und zerfällt in
die Kreise Ob er franken am oberen Main, Unterfranken am mittleren
Main und Mittel franken an der Rednitz (nicht Regnitz, wie sie feit dem Ende
des vorigen Jahrhunderts oft fälschlich genannt worden ist). Der Hauptfluß der
beiden ersten Kreise ist demnach der Main, der ansehnlichste Nebenfluß, den der
Rhein von rechts empfängt. Seine Quellflüsse (der rote Main vom fränkischen
Jura, der weiße vom Fichtelgebirge) vereinigen sich unterhalb Kulmbach,
welches am weißen Main gelegen ist; der bedeutendste Zufluß des Main
von links ist die Rednitz, welche von rechts die Pegnitz aufnimmt und durch
den Ludwigskanal mit der Altmühl verbunden ist. Der untere Lauf des
Main, der etwa bei Aschaffenburg beginnt, gehört bereits der ober-
rheinischen Tiefebene an. Die gleichmäßige Strömung ermöglicht eiue
lebhafte Schiffahrt, die freilich durch die großen Krümmungen des Flusses
und zuweilen im Sommer durch Wassermangel erschwert wird. Zn beiden
Seiten des Flusses ziehen sich anmutige Gelände hin, in Oberfranken viel
mit Hopfen bepflanzt, in Unterfranken mit Weinreben. Im ersteren
Kreise sind außer Kulmbach, dessen Brauereien Berühmtheit erlangt haben,
noch zu nennen: Bayreuth am roten Main, einst die Hauptstadt der Mark-
grasen von Brandenburg-Kulmbach; Bamberg an der Rednitz, eine schöne
Stadt, welche Kaiser Heinrich Ii. zum Bistum erhob und zum Waffenplatz
gegen die umwohnenden Slawen bestimmte: endlich Hos an der Saale (zur
Elbe), ein Kreuzungspunkt wichtiger Eisenbahnlinien. — In Unterfranken