1884 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Jaenicke, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Balkan-Halbinsel.
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10. Nie öalkän-Halbinsel.
Aestatt und Küsten. Begrenzung und Einteilung. Nach den Be-
trachtungen auf S. 55 kann man als Nordgrenze der Balkan- oder
Hämus-Halbinsel eine Linie annehmen, welche etwa die Donaumünd-
ungen nnt Fiume verbindet (45^ n. B.); im Süden von dieser Linie würde
nur die Walachei auszuschließen sein. Die Ostküste weist mit ihrer überaus
reichen Gliederung uach Asien hinüber, während die westliche Langseite der
italischen Halbinsel gewissermaßen den Rücken wendet. Das Ganze zerfällt
in zwei Abschnitte: Der breite nördliche Teil scheidet sich vom schmalen
südlichen durch eine Linie, welche vom akroeeraunischen Vorgebirge bis
zum Bosporus gezogen gedacht wird; vom breiten Teile zweigen sich alsdann
die Halbinseln ab: Die Chaleidiee und die Halbinseln von Gallipoli
und von Constantinopel.
Küsten des schwarzen und Marmara-Meeres. An der einförmigen Küste
des schwarzen Meeres hat nur Varna [Warna] als Seehafen größere Be-
deutung. Am Ausflusse des Bosporus, der die Gewässer des schwarzen
Meeres ins Märmara-Meer leitet, und an der fischreichen Bucht des
goldenen Horns erhebt sich auf niedrigen Hügeln Constantinopel, das
alte Byzantium; die eigentliche Türkeustadt Stambul (vielmehr Jslambül,
d. h. Menge der Rechtgläubigen) liegt auf der dreieckigen Halbinsel, welche sich
östlich in den Bosporus erstreckt; zwei Brücken führen von hier über das
goldene Horn zu den großen Vorstädten Pera und Gälata, wo die seit der
Aufrichtung des lateinischen Kaisertums 1204 als „Franken" bezeichneten Euro-
päer ihren Wohnsitz haben. Die unvergleichliche Lage und die Vortrefflichkeit
des Hafens haben Constantinopel stets zu einer viel umworbenen Stadt gemacht.
Küste des ägäischen Meeres. Aus dem Märmara-Meer gelangt man
durch die schmale, von türkischen Kanonen bewachte Straße der Dardanellen
(Hellespont) in das ägäische Meer. Als Fortsetzung der Halbinsel von
Gallipoli (thracischer Chersones) kann man die Inseln Jmbros [im-
bro] und Lemnos [limno] betrachten, die man demnach ebenso zu Europa
rechnen muß, wie die nördlicher gelegenen Inseln Samothrake [ßamothraki]
und Thasos [thäso]. Auf der östlichsten Zacke der Chaleidiee ragt der
Athos, heute ein selbständiger Mönchsstaat und daher heiliger Berg ge-
nannt, bis zur Höhe von 1900 in empor. Im nördlichsten Winkel des Golfs
von Saloniki liegt die Stadt gleichen Namens; hier endet die wichtige Han-
delsstraße, welche von Belgrad her die ganze Halbinsel durchzieht; andrer-
seits ging im Altertum die via Egnatia hier vorüber, die in Dyrrhachinm,
gegenüber von Bruudusium, als Fortsetzung der via Appia begann und bis
uach Byzanz führte.
s Nach Süden hin folgt eine langgestreckte, hafenlose Steilküste, welche
mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Südostspitze von Euböa reicht; diese
Unterbrechung findet zwischen der Halbinsel Magnesia und Euböa statt, wo
eiue Meerenge sowohl in den Gols von Volo (pagasäischer Meerbusen) als
auch in den Gols von Zituui (malischer Meerbusen) führt. Enböa ist auch
im Westen durch einen nur schmalen Meeresarm vom Festlande getrennt; die
engste Stelle, welche im Altertum Euripus hieß (eiu Name, der in Negro-
Ponte verderbt und auf die gauze Insel übertragen wurde), ist heute bei dem
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