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1. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 78

1915 - Leipzig : Hirzel
78 Physische Erdkunde. den Eiszeiten in der Geschichte der Erde stets Perioden starker Gebirgs- bildung und heftiger vulkanischer Tätigkeit vorausgegangen sind. Die Tierwelt war während der Zeit eine nordische: Mammut, lang- haariges Nashorn, Höhlenbär, Hyäne und Löwe. In der Interglazialzeit finden wir viele für die heutigen Steppen charakteristische Tiere und Pflanzen. Nach völligem Rückgange der Gletscher ziehen sich auch die nordischen Tiere nach Norden zurück: Mammut, Rhinozeros und Renn- tier. In die eisfreien Länder wanderten am Schlüsse der Eiszeit wieder von den südlichen Gebieten her Tiere und Pflanzen ein. In das Diluvium fällt auch das erste Auftreten des Menschen. Es wird bezeugt durch zahlreiche Funde von menschlichen Überresten in diluvialen Ablagerungen, so bei Schussenried in Oberschwaben, im Keßler Loch bei Thayngen und im Schweizersbild unweit Schaffhausen, ferner im Neandertal bei Düsseldorf, bei Taubach nahe Weimar und bei Heidelberg. Auch in Belgien und Frankreich sind derartige Funde ge- macht worden. Oft fanden sich die Spuren des Menschen neben Knochen des Mammuts, Renntiers, Höhlenbären usw. Diese ersten Menschen wichen in ihrem Äußeren etwas ab von dem heutigen Menschen, namentlich durch die starken Augenbrauenwülste, durch die fliehende Stirn und das niedrige Schädeldach sowie auch durch den starken, fast tierischen Kiefer. Aber sie standen schon auf einer ziemlich hohen Stufe der Kultur, da sie bereits künstlich behauene Werkzeuge besaßen und diese sogar mit Zeichnungen versehen hatten. Wir müssen auf Grund dessen annehmen, daß das Erscheinen des Menschen in eine weit frühere Zeit fällt, daß uns aber keine Reste aus dieser überkommen sind. Mit dem Ende der Eiszeit setzt die Gegenwart, das Alluvium, ein. Die Umgestaltung der Erde und die Bildung der Schichten geht fort und vollzieht sich vor unseren Augen. Für die letzte Periode der Erdgeschichte haben wir in den Bildungen auch ein direktes Hilfsmittel zur Bestimmung der Zeit, innerhalb der sie sich vollzogen und die seit dem Rückgange der Verglet- scherung verflossen ist. Das bekannteste Beispiel für eine derartige Zeitberechnung liefert uns das Rückschreiten der Niagarafälle, deren Arbeit erst nach dem Schlüsse der Eiszeit begonnen hat. Man hat die Dauer der Erosionstätigkeit hier auf 12000 — 35000 Jahre geschätzt. Ein anderes Beispiel hat der Geologe Heim in dem Muottadelta des Yierwaldstätter Sees und in dem Kanderdelta des Thunersees gegeben, deren Bildung in die Postglazialzeit fällt. Er ermittelte für die Ablagerung dieser Deltas eine Dauer von etwa 15000 bis 20000 Jahren.
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