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1915 -
Leipzig
: Hirzel
- Autor: Ule, Willi
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Physische Erdkunde.
Sind die Destruktionsflächen von transgredierenden Schichten über-
deckt, so bildet sich das Stromsystem unabhängig davon aus und greift
auch nach Durchfurchung der Decke meist in das Grundgebirge ohne
Bezug zu dessen Struktur ein.
Bei der Ausgestaltung der Täler kommt auch dem geologisch so
wichtigen Faktor Zeit eine hohe Bedeutung zu. Breite Täler mit sanftem
Gehänge sind vielfach weniger Folgen der Gesteinsbeschaffenheit als
Merkmale langer Dauer der Erosion. Steilwandige Furchen sind meist
auch jugendlichen Alters. Ebenso ist die Ausbildung des Längsprofils
eines Flusses abhängig von der Zeit. Je älter der Fluß, um so mehr nähert
sich die Erosionslinie dem Gleichgewichtszustand.
Nach der durch das Alter bedingten Verschiedenheit der Erosions-
arbeit unterscheidet der Amerikaner Davis in dem Entwicklungsgange
der Talbildung das Stadium der Jugendzeit, der Reife und des
Greisen a Iters. Es handelt sich dabei aber nicht um das absolute Alter,
es kann vielmehr ein Tal im Zustand der Jugend in Wirklichkeit weit
älter sein als ein solches der Reife und selbst des Greisenalters. Sup an
setzt deshalb zweckmäßig die neutralen Ausdrücke Unreife. Reife und
Überreife dafür ein.
Als Merkmal der Jugend oder der Unreife gilt, daß die Zertalung
des Geländes eben erst begonnen hat, daß die Erosion überall in regster
Tätigkeit ist und das Tal noch nicht den Gleichgewichtszustand erreicht
hat und noch von Talstufen mit Seen und Wasserfällen unterbrochen wird.
Bei dem Stadium der Reife ist die Gleichgewichtskurve in den Tälern
überall vorhanden, die Zertalung des Geländes gewissermaßen vollendet, Seen
und Wasserfälle sind verschwunden, nur im Oberlauf herrscht noch kräf-
tigere Erosion, im Unterlauf ist dagegen bereits der Zustand des Greisen-
alters oder der Überreife eingetreten. In diesem ist die Erosionstätigkeit
fast völlig erlahmt, die Flüsse vertiefen ihr Bett nur so weit, daß sie noch
das Meer erreichen, und winden sich unter dem Einfluß der seitlichen Ero-
sion in zahlreichen Krümmungen durch das nahezu eingeebnete Gelände.
Der geographische Zyklus der Erosion ist dann beendet. Das Er-
gebnis ist eine von flachen Tälern durchsetzte flachwellige Ebene, eine
Fastebene oder Peneplain, in der nur vereinzelt härtere Gesteins-
massen als Härtlinge oder Monadnocks höher aufragen.
Neben der oberflächlichen Erosion besteht in vielen Gebieten der Erde
auch noch eine unterirdische, die zuweilen die oberirdische übertrifft.
In ihren Erscheinungen unterscheidet sie sich nicht wesentlich von denen
jener, nur überwiegt die vertikale Erosion, weil für eine horizontale kein