1915 -
Leipzig
: Hirzel
- Autor: Ule, Willi
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Negroide Völker.
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Zu höherer Kultur haben es die Neger nicht gebracht. Sie sind
nicht besonders beanlagt, kommen an geistiger Kraft vor allem den
Europäern nicht gleich. In sprachlicher Hinsicht können wir sie in
zwei Gruppen teilen, die auch sonst vielfache Abweichungen zeigen, in
die Sudanneger im Norden und die Bantuneger im Süden.
Eine gesonderte Stellung nehmen die Südafrikaner, die Hotten-
totten und Buschmänner, ein. Man ist geneigt, sie als einen Rest
der ältesten Bevölkerung dieses Erdteiles anzusehen, zu denen man auch
die Zwergvölker des zentralen Afrika rechnen möchte. Wie diese zeichnen
sich die Südafrikaner durch kleinen Wuchs aus; die Buschmänner haben
nur eine mittlere Körperhöhe von 130—140 cm. Beide Völker haben
eine fahlgelbe Haut, die welk erscheint und zu Faltenbildung neigt.
Das Haar ist kraus, verfilzt und büschelförmig. Der Schädel ist doli-
chozephal. Die Muskulatur ist schwach entwickelt, die Extremitäten
sind dünn und klein. Bei den Frauen tritt häufig Steatopygie, d. i. Fett-
ansatz am Gesäß, auf. Die Sprache ist durchaus fremdartig, sowohl
durch die Art der Wortbildung wie durch die eigentümlichen Schnalz-
laute, die sie verwendet. Geistig sind beide Völker nicht sehr entwickelt,
doch besitzen die Buschmänner eine außerordentliche Sinnesschärfe und
außerdem künstlerische Begabung, die sie in Malereien und Skulpturen
an den Felsen betätigen.
Den negroiden Völkern werden weiter einige Völker des südlichen
Asien zugeordnet, so namentlich die Drawida. Sie haben mit den echten
Negern die dunkle Hautfarbe gemein, unterscheiden sich aber sonst
wesentlich von ihnen. Vermutlich haben sie infolge der engen Be-
rührung mit anderen Völkern durch Mischung ihre ursprüngliche Eigen-
art zum Teil verloren. Ihr Haar ist weich und lockig. Man findet bei
ihnen die Reste einer alten Kultur.
Zu den negroiden Völkern gehören endlich auch die Bewohner
Australiens und Tasmaniens und vieler Südseeinseln. Die Australier
leben gleich den Südafrikanern in sehr ärmlichen Verhältnissen. Ihr
Körper trägt deutlich die Spuren ihrer Lebensweise; es sind meist magere
Gestalten mit auffallend dünnen Extremitäten. Der Kopf ist dolichozephal,
das Gesicht prognath, die Nase ist breit und die Nasenwurzel stark ein-
gedrückt, der Mund breit mit dicken Lippen. Die Haut ist im allgemeinen
dunkelbraun bis schwarz gefärbt, den Kopf bedeckt dichtes, schwarzes,
bald gekräuseltes, bald straffes Haar, das Gesicht zeigt reichlichen Bart-
wuchs. Die geistige Beanlagung der Australier ist nach den Lebensver-
hältnissen zu beurteilen. Sie legen bei allen Verrichtungen, die zur
Die, Erdkunde. 2. Aufl. o e