1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Quellen der
Flüsse.
Abflußgebiet.
eines Gebietes scheidet den Wasserabfluß stets wenigstens nach zwei
Seiten hin und bildet also eine Wasserscheide. Indem das
die beiden Abhänge hinabfliessende Wasser sich nach den am
tiefsten gelegenen Stellen zusammendrängt, vereinigt es sich zu
Bächen, Flüssen und Strömen, bis es sich schließlich in
einen See oder in ein Meer ergießt.
Im Hochgebirge sind die Gletscher die nie versiegenden Speise-
becken der Flüsse. Im Mittelgebirge und im Flachlande haben
eine ähnliche Bedeutung Moore, die sich wie ein Schwamm voll
Wasser saugen. Nur zum Teil sammelt sich das Wasser ober-
flächlich. Ein grosser Teil dringt in das Gestein ein, folgt dessen
Schichten und tritt an irgend einer Stelle als Quelle zutage.
Überall ist in der obern Gesteinshülle Wasser als sog. Grundwasser
vorhanden, wenn auch in sehr trockener erst in ziemlicher Tiefe.
Die Gesteins- oder Bergfeuchtigkeit ist so groß, daß man z. B. in
Norwegen im Granit Brunnen bohren konnte. Sobald das Grund-
wasser eine wenig durchlässige Erdschicht trifft, sammelt es sich
in größerer Menge an. Ist die Schicht schräg gerichtet, so muß
an ihrem untern Ende eine Quelle, in diesem Falle Schicht-
quelle genannt, unter starkem Druck hervorsprudeln, oder es
kann doch eine solche dort durch Bohrung, durch den Bau eines
artesischen Brunnens, aufgeschlossen werden. Wenn die undurch-
lässige Schicht eine Mulde bildet, so kann die Quelle als sog.
Überfallquelle von selbst dann hervorsprudeln, wenn die ganze
Mulde unterirdisch mit Wasser gesättigt ist. Ist aber ein Tal-
spalt vorhanden, so sprudelt das an tiefer Stelle sich sammelnde
Wasser als Spalt quelle hervor.
Einem jeden Flusse ist ein bestimmtes Gebiet zugefallen, das
er entwässert. Wie er einerseits dieses beeinflußt und namentlich
dessen Oberflächenbild allmählich umgestaltet, so ist er selbst
anderseits in seinen Hauptmerkmalen als Gewässer, inbezug auf
Grösse, dauernde und zeitweise Wasserfülle, ein Ergebnis der
Natur- und Raumverhältnisse des Abflußgebietes. Von großer
Wichtigkeit für die Entwicklung eines Stromlaufes ist vor allem
die-Natur seines Quellgebietes. Ist dieses ein regenreiches Land,
so kann er wasserreich sein, obschon er wie der Nil auf weiter
Strecke durch trockene Länder fließt. Sehr hohe Gebirge entsenden,
weil sie mehr Niederschläge empfangen, gewöhnlich nach allen
Richtungen viele Wasseradern. Manche Berggipfel haben große
Bedeutung als Ausstrahlungspunkte mehrerer Gewässer. Flüsse,
die von trockenen und wenig bewachsenen Gebirgen abrinnen,
besitzen nicht blos einen im allgemeinen niedrigen, sondern auch
einen sehr wechselnden Wasserstand. Um die Stromentwicklung'
nach dem ganzen Abflußgebiete zu beurteilen, muß man vor allem
dessen Grösse und Regenreichtum in Betracht ziehen. Bei gleichem
Regenreichtum wird im allgemeinen das größere, bei gleicher Größe
das regenreichere Gebiet den bedeutenderen Strom hervorbringen.
In den großen Tieflandschaften Sibiriens, Nordamerikas, Süd-