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1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
40
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Meeres-
strömungen.
Gezeiten-
bewegung.
Entstehung u.
Fortpflanzung
entweder durch ein Tiefersinken eines Teiles des Meeresbodens
oder durch einen vulkanischen Ausbruch hervorgerufen wird, hat
große Wellen im Gefolge. Zuerst zieht sich das Wasser zurück,
um dann als eine gewaltige Wassermauer emporzuschnellen. Mit
ungeheurer Geschwindigkeit durchläuft die Riesenwelle den Ozean.
In einem Falle konnte eine Schnelligkeit von 450 Meilen für die
Stunde festgestellt werden.
Die Meeresströmungen führen im Gegensätze zur Wellen-
bewegung die Wasserteilchen dauernd von Ort zu Ort. Die Fort-
führung von Treibholz nach fernen Küsten, Temperaturabweich-
ungen benachbarter Meeresstellen und die Stromversetzung der
Schiffe beweisen dies. Die Schnelligkeit der Fortbewegung beträgt
bis zu 120, beim Golfstrom 70—80 Seemeilen in 24 Stunden. Man
unterscheidet warme und kalte Ströme, was aber nur sagen will,
daß sie eine etwas abweichende Temperatur als das umgebende
Meer haben. Die Entstehung der Meeresströmungen wird
auf Windbewegung zurückgeführt. Der Wind bewegt zwar nur
die oberste Wasserschicht. Die Wirkung pflanzt sich aber, weil
die Bewegung andauert, bis zu einer gewissen Tiefe fort. Wenn
Meeresströmungen ein Festland erreichen, müssen sie einen Gegen-
strom erzeugen. Durch die Erdrotation wird die Richtung der
Strömungen, nachdem die sie hervorrufenden Winde schon abgelenkt
sind, nochmals auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, auf der
südlichen nach links abgelenkt. (Welche Meeresströmungen sind
auf der Karte des Atlasses dargestellt und welche Richtung
haben sie?)
Gezeitenbewegung oder Ebbe und Flut nennt man das
langsame Fallen und Steigen des Meeresspiegels, welches täglich
zweimal vor sich geht und an fast allen Meeresküsten, wenigstens
aber an den ozeanischen Küsten beobachtet wird. Auf dieselbe
war man schon im Altertum aufmerksam geworden, obschon sie
sich an den Küsten des Mittelmeeres nicht sehr bemerkbar macht.
Strabo berichtet über sie im 5. Abschnitt des Iii. Buches. Die
Alten brachten Ebbe und Flut auch schon gauz richtig mit dem
Mondwechsel in ursächliche Verbindung. Vor allem war ihrer
Beobachtung nicht entgangen, daß die Fluthöhe am größten immer
zur Zeit des Neu- und des Vollmondes ist. Aber erst Newton
(spr. njut’n) und nach ihm Laplace haben für die Gezeitenbewe-
gung des Meeres eine ausreichende Erklärung gegeben. Durch An-
ziehung des Mondes entsteht auf der ihm zu- und ebenso auf
der ihm abgewandten Seite ein großer Wellenberg, auf der zuge-
wandten Seite infolge unmittelbaren Anziehens des Mondes, auf
der abgewandten Seite infolge stärkerer Anziehung des Erdkörpers,
der dadurch der dortigen Wassermasse gleichsam fortgezogen
wird. Auf den beiden anderen Seiten der Erde müssen zwischen
diesen Wellenbergen große Wellentäler entstehen. Indem innerhalb
24 Stunden 50 Minuten — nicht in genau 24 Stunden, weil der Mond
selbst weiter geht — die beiden Wellenberge und beiden Wellen-