1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Atlasländer.
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Fehlen eines nördlichen Vorlandes und der Gluthauch der im S
angrenzenden Wüste Sahara hindern die Entwicklung großer Strom-
läufe. Der Wadi Dräa führt, obschon er fast so lang wie der
Rhein ist, nur zur Regenzeit streckenweise Wasser.
In der Verlängerung des Atlas liegen im Meer die Insel-
gruppen Madeira und die Kanarischen Inseln. Sie sind mit
Vulkanbergen geschmückt, so die Insel Teneriffa mit dem 1800 m
hohen Pik von Teneriffa; aber ihre Grundlage bildet anderes
Gestein. Die Inseln sind durch ein ozeanisches Klima und daher
durch ein sehr üppiges Pflanzenleben ausgezeichnet.
b) Das Kulturbild.
Wie die Atlasländer erdgeschichtlich zu Südeuropa gehören. § 44.
so können sie auch als Kulturgebiet diesem angegliedert werden. Die Verwandtschaft
Anbau Verhältnisse sind sehr ähnlich, weil die klimatischen
Verhältnisse im wesentlichen übereinstimmen. Regenarmut und Südeuropas,
fast völlige Regenlosigkeit des Sommers bedingen, daß wie in
Süditalien und Südspanien die künstliche Bewässerung eine
große Rolle spielt. Die wichtigsten Anbaugegenden wurden daher
die Gegenden, denen die Wasserfülle des Gebirges, die im Früh-
ling immerhin groß ist, zugänglich gemacht werden kann, z. B.
der Nordfuß des Hohen Atlas in Marokko, die Küstenlandschaft
des Teil im nördlichen Algerien, der nordöstliche Teil Tunesiens
und die Oased auf der Südseite des Atlas. Ohne künstliche
Bewässerung ist ein Anbau im großen fast nur indem marok-
kanischen Küstenstrich längs des Atlantischen Ozeans möglich, wo
kalte Auftriebwasser des Meeres Nebelbildung und starken Taufall
bewirken und Staubstürme, die häufig aus dem benachbarten
Steppengürtel kommen, eine sehr fruchtbare Erdart ablagerten.
Die Anbau- und Nutzgewächse der Atlasländer lassen e
sich in zwei Gruppen teilen, in solche, die auch in Südeuropa Vor-
kommen, wie Weizen, Gerste, Mais, Wein, Ölbaum, Kork-
eiche, Haifa, Tabak u. s. w., und in solche, die auf afrikanischem
Boden neu auftreten. Unter letztem sind die Dattelpalme und
die Dürr ah oder Mohrenhirse die wichtigsten.
Der von den Franzosen in Algerien und Tunesien eingeführte Weinbau
hat sich so entwickelt, daß auf ersteres Land schon jetzt etwa x/io der französischen
Weinernte entfällt. Die Franzosen begannen auch die Ausbeutung der Haifa-
steppen und der Korkeichenwaldungen, hauptsächlich durch spanische
Arbeiter. Die Korkeiche kommt nur in dem nördlichen Gebirge längs der
Mittelmeerküste vor, weil der Baum eine Regenmenge von 50 cm verlangt.
Besonders die algerische Provinz Oran hat große Korkeichenwaldungen, ln
lunesien und Marokko spielt der Ölbaum, in den Berieselungsoasen um die
Stadt Marokko und in den südalgerischen Oasen aber schon die Dattelpalme
(s. § 46) die Hauptrolle (Abb. 29). Die Dürr ah wird vorwiegend in Marokko
angebaut. Sie ist eine große, ungeheuer ertragreiche Hirsenart, die in einem
großen Teile Afrikas eine wichtige Rolle spielt. Die Insel Madeira liefert den
vorzüglichen Madeira-Wein.