1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Wüstengebiet der Sähara.
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eine trostlose Öde, ein endloses großes Sandmeer. Östlich vom
Niltal steigt die Wüstentafel langsam an. Die 500—1000 m hohe
Steilküste des Roten Meeres ist noch mit zackigen und kahlen
Berggruppen besetzt.
Die Wüste Sähara bildet nicht den ausgetrockneten Boden eines jungen Die Entstehung
Meeres, wie man früher glaubte. Ihr größter Teil ist seit sehr alter Zeit nicht der Wüste,
mehr von Meeresfluten bedeckt gewesen. In den Gebirgsländern der mittleren Klima.
Sähara tritt das krystallinische Urgestein der Erde, besonders Urschiefer, der iu
Falten gelegt ist, zutage. Später fand keine Faltenbewegung mehr statt, denn
die übrigen Gesteinsschichten haben wagerechte Lagerung. Um so lebhafter
setzte die senkrechte Schollenbewegung ein. Es bildeten sich zahl-
reiche Brüche, und im 0 sank das Rote Meer, im N das Gebiet der tunesischen
Schotts ein. Auch manche Oasen verdanken Kesseleinbrüchen ihre Entstehung.
Ausbrüche von Eruptivgesteinen begleiteten diese Vorgänge. Die E ntste hun g
der Stein- und Sandwüsten der Sähara ist vorwiegend auf klimatische
Verhältnisse zurückzuführen. Die Lage Nordafrikas zu den großen Kon-
tinentalmassen der alten Welt ist in klimatischer Hinsicht sehr ungünstig. Di$
Passatwinde, die aus No wehen, müssen große Länderräume durcheilen, ehe
sie das Säharagebiet erreichen. Sie sind ohnehin trockene Winde, da sie aus
kältern in wärmere Gegenden wehen, und müssen durch die Berührung mit den
hohen Gebirgen, die sie antreffen, erst recht trocken werden. Durch diese wird
Nordafrika gleichsam aus den großen Luftbewegungen, die sich zwischen dem
Äquator und den Polen und zwischen Land- und Meergebieten vollziehen, fast
ausgeschaltet. Die Sähara erzeugt ihre eigenen Winde, die im Sommer
infolge der starken Erwärmung des Gebiets in die Wüste hinein, im Winter aus
ihr herauswehen. In keinem Fall können sie Regen bringen, weil sie entweder
trockenen Gebieten entstammen oder, im ersten Falle, an hohe Gebirge ihre
Feuchtigkeit abgegeben haben. Nachdem der Austrocknungsvorgang eingeleitet
war, verstärkten die Wirkungen die Ursache. Dies gilt namentlich von der
Einwirkung des trockenen kontinentalen Klimas auf die Bodenbildung der Wüste.
Die große Wärmeschwankung zwischen Tag und Nacht, die starke Erhitzung
und nachfolgende starke Abkühlung, wirkt zerstörend auf das Gestein ein. Die
fortschreitende F e 1 s z e r s t ö r un g hemmt die Entwicklung des Pflanzenwuchses,
die ohnehin unter der Trockenheit und den kalten Nächten leidet. Es entstanden
schließlich die sehr pflanzenarmen Fels- und Steinwüsten der Sähara. Die noch
pflanzenärmeren Sandwüsten bildeten sich in den Gebieten, wo der Boden aus
dem weichen und feinkörnigen Sandstein besteht. Eine große Rolle hat dabei
der Wind gespielt.
b) Das Kulturbild.
Die kulturfähigen Gebiete der Sahara bestehen nicht nur aus § 46.
den Oasen, die zusammen etwa 200000 qkm, so groß wie Süd- Kulturfähig-
deutschland und Thüringen sind. Wo sich ein reicheres Pflanzen-
leben zeigt, ist gewöhnlich auch Aussicht vorhanden, eine Kultur-
oase zu schaffen. Es gilt nur, das Grundwasser der unterirdischen
Flußläufe durch Bohren von artesischen Brunnen zum Hervor-
sprudeln zu bringen. In der algerischen Sähara haben die Fran-
zosen mit großartigem Erfolge Bohrungen vorgenommen, so daß in
ihr die Zahl der Oasen jetzt 400 beträgt.
Die wichtigste Kulturpflanze der Wüstenoasen ist die Dattel- Anbau-
palme, die aus Arabien stammt. Wo in den Oasen für eine regel- gewachse-
mäßige Bewässerung gesorgt ist, kann auch die Kultur des
01 b a u m s und anderer Fruchtbäume, sowie Gemüse- und Getreide-
bau betrieben werden. Der Anbau mancher Gewächse wird aber
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