1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asien.
Tarimbecken.
Das“frühere
asiatische
Mittelmeer.
Klima.
gebirgen, die im Innern des Hochlandes ihre Wurzel haben und
später nach So in Hinterindien hinein umbiegen, gebildet.
Nördlich vom Hochland von Tibet, zwischen dem Kuen-lun
im S, dem Mus-tag-ata (Kisil-Jart) im W und dem Tien-schan im N
liegt das Tarimbecken oder Östturkestan. Es hat eine viel
tiefere Lage von durchschnittlich nur 1000 m Höhe. Seine tiefste
Stelle ist der mehr und mehr durch Verdunstung verschwindende
Lob-raor, der nur 810 m hoch liegt.
Nach No setzt sich an das Tarimbecken das durchschnittlich
1200 m hoch gelegene Hochland der Mongolei an, deren süd-
lichsten und niedrigsten Teil die G-obi (= Wüste) bildet. Im Nw
wird die Mongolei vom Altai, dem Changai-Gebirge, dem Jablonoi-
G-ebirge und andern Erhebungen begrenzt, während im 0 das
von N nach S gerichtete Chingan-Gebirge einen Abschluß herstellt.
Gleich dem Hochland von Tibet treten auch im Innern des Tarim-
beckens und der Mongolei noch zahlreiche Erhebungen, die
Reste früherer Gebirgszüge auf. Die am tiefsten gelegene
Stelle, zugleich von ganz Zentralasien, ist die Senke von Turf an
am Südfuße des Tien-schan, die bis 30 m unter den Meeresspiegel
reicht.
In der Tertiärzeit war Zentralasien noch nicht so hoch gehoben wie
heute. Ein großer Teil desselben, nämlich das Tarimbecken, der ganze Süden
der Mongolei und das Tsaidambecken, war damals sogar von einem seichten
Meere bedeckt, dem man den Namen Han-hai ( trockenes Meer) gegeben
hat. Dasselbe entsprach in mancher Hinsicht dem heutigen Mittelländischen
Meere zwischen Europa und Afrika. Es hatte ebenfalls eine größere Aus-
dehnung von W nach 0, und ferner befand sich in der Mitte, wo Tien-schan
und Nan-schan sich nähern und das Tarimbecken zur Gobi übergeht, eine Ein-
schnürung, die der Straße von Sizilien entsprach. Aus dem Meere ragten außer
den hohen Ketten des Tiön-schan und Nan-schan zahlreiche gebirgige Inseln
hervor, oder es bestand sogar nur aus vielen großem und kleinern Seen- und
Seenreihen. Als Ablagerungen hinterließ der Han-hai rote Tonschichten,
die teils von der Abnagung der felsigen Ufer der zahlreichen Inseln, teils von
der Abtragung der Gebirgszüge herrührten. Au mehreren Stellen liegen die-
selben jetzt in bedeutender Höhe, selbst in der Region des ewigen Schnees
Hieraus geht hervor, daß sich im Gebiet dieses asiatischen Mittelmeeres
später die gebirgsbildenden Vorgänge wiederholten, die das Oberflächen-
bild Zentralasiens gestaltet haben. Neue Gebirgsfalten wurden hervorgepreßt,
schon vorhandene stärker in die Höhe getrieben, und das ganze Gebiet begann sich
zu heben. Der Han-hai, das frühere Meer, zerfiel hierbei inseichte getrennte
Seen. Viele derselben sind vollständig ausgetrocknet, andere, die genügenden
Zufluß haben, besteheu noch. Auch den Kuku-nor, südlich vom Nan-schan,
hält man für einen Rest des frühem asiatischen Mittelmeeres.
Wenn schon Westasien infolge seines steilen Aufsteigens von
der Küste ein ausgesprochen kontinentales Klima hat, dann
muß Zentralasien, das von viel gewaltigem Gebirgswällen um-
schlossen wird und zu viel bedeutenderer Höhe aufragt, noch weit
schärfer die Eigenschaften und schroffen Gegensätze eines solchen
Klimas besitzen. Der Sommer bringt furchtbare Hitze, der
Winter ebensolche Kälte. Ähnliche Gegensätze bestehen zwischen
Tag und Nacht. Sie werden in Östturkestan und in der Mongolei
verschärft durch große Trockenheit. Nur Tibet hat ein etwas