1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Hoch- oder Zentralasien.
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Viehzucht gestattet, und nur ein schmaler Randstreifen oder ein-
zelne Oasengruppen zwischen Gebirge und Wüste bezw. Steppe
sind für den Anbau geeignet. Die Möglichkeit desselben knüpft
sich an die Verbreitung des fruchtbaren Lößes oder lehmiger
Erde, die sich in Talmulden angesammelt hat, sowie an das Vor-
handensein fließenden Wassers, das in zahlreichen Bächen
den Randgebirgen entströmt oder an deren Fuße als Quelle zu
tage tritt. Die Verteilung von Steppen, Wüsten und Oasen
verschiebt sich immer zu ungunsten des Menschen, indem die
Winde, die dieselbe vorwiegend bewirkt haben, die Sandmassen
immer weiter treiben. Hieraus erklärt sich die große Zahl von
vergrabenen Städten, welche Sven Hedin z. B. in der Wüste
Takla-makan aufgefunden hat. Auch die starke Gesteinsverwitterung
infolge der schroffen Gegensätze des Klimas hat den Umfang des
kulturfähigen Landes eingeschränkt; denn gerade die Gebirgslehnen
und der Gebirgsfuß, die reich bewässert sind und ein günstiges
Klima haben, wurden durch die massenhafte Ansammlung von
lockerm Steinschutt in schauerliche Steinwüste, die die riesigen
Wassermassen des Gebirges verschlingt, verwandelt. Viele ab-
flußlose Gebiete sind auch wegen des großen Salzgehalts x) des
Bodens für den Anbau nicht zu verwerten.
Die wertvollsten Kulturoasen Zentralasiens sind diejenigen
von Ostturkestan, sowie südlich und nördlich vom Tien-schan.
Die ostturkestanischen mit den Städten Chotan, das von
alters her durch seine Seide und Teppiche berühmt ist, Jarkand
(Looooo E.), Kaschgar (80000 E.) und Aksu (50000 E.) um-
geben halbkreisförmig die Wüste Takla-makan und liegen in einer
Höhe von 1000—1400 m. Eine jede dieser Oasen wird von einem
Nebenflüsse des Tarim mittels eines weitverzweigten Netzes von
künstlichen Wassergräben, Aryks genannt, bewässert.
Man baut vor allem Reis, ferner Sorghum (Hirse), Sesam und
Baumfrüchte. Wichtig ist auch die Seidenzuclit. Am Südfuße
des östlichen Tien-schan liegt in der tiefen, sehr quellenreichen
Senke die Oase von Turfan, die zugleich durch ein mildes
Klima begünstigt ist (wie erklärt sich das milde Klima?), und am
Nordfuße Kuldscha. In der Mongolei ist Urga, auf dem Hoch-
lande von Tibet, das nur im 0 neben der Viehzucht etwas Acker-
bau gestattet, Lhasa der wichtigste Ort. Beide Städte sind
religiöse Mittelpunkte. In Lhasa (= Sitz Gottes) residiert
der Dalai-Lama (d. h. Oberes Meer), der höchste buddhistische
Priester, in Urga sein Vertreter für die Mongolei, der den Titel
Kutuchta führt.
Die Städte Zentralasiens machen häufig von außen mit
ihren chinesischen Türmen und Toren einen günstigen Eindruck
Im Innern bestehen sie aber fast nur aus elenden Lehm-
hütten, zwischen denen sehr enge, schmutzige Gassen laufen.
') In dem an Salzseen sehr reichen nordwestlichen Teile von Tibet mußte
Sven Hedin täglich nach Trinkwasser graben lassen.
_____________ja!
Kulturoasen
Siedelungs
bilder.