1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Große ungarische Tiefebene und die Ost- und Südkarpaten. 243
Um neue, wertvolle Anbauflächen zu gewinnen, das Gebiet b¿s¿re°r^^'n
der Überschwemmungen einzuschränken und zugleich die Schiffahrt
zu fördern, sind an der Donau und Theiß großartige Strom Ver-
besserungen vorgenommen worden. Diese haben allein im
Theißgebiete seit 1854 eine Summe von 50 Mili. Mark verschlunged.
Auf dem Hochland von Siebenbürgen ist der Anbau mehr “üfenmrgen.
beschränkt als in der Tiefebene. Das Klima ist ebenfalls konti- Anbau"
nental, aber kälter (warum?). Statt Mais und Weizen muß meist Viehzucht.
Roggen angebaut werden, und der Weinbau ist nur in den west-
lichen Tälern möglich. Das Roggengebiet von Siebenbürgen bildet den
allmählichen Übergang zu dem Waldgürtel der Karpaten. Aus
Unkenntnis, welchen hohen Wert Waldungen haben, wird aber
viel Waldverwüstung getrieben, um Weideplätze für das Vieh zu
gewinnen. An der Viehzucht, die noch ganz nomadenartig betrieben
wird, hängt die Bevölkerung mit ganzem Herzen. Am Ostfuße der
Karpaten, in Galizien, breitet sich ein fruchtbarer Lößstreifen aus; der
Anbau leidet dort aber unter den Schärfen des kontinentalen Klimas.
Außer Viehzucht und Ackerbau war seit jeher in Ungarn Insdt^treie'
das Kleingewerbe kräftig entwickelt. Die Versuche der letzten
Zeit, auch eine blühendegroßindustrie zu schaffen, sind nicht nach
Wunsch gelungen. Es fehlen für diese die nötigen Grundlagen.
Die Kohlen- und Eisenschätze sind nur in einigen Gegenden
bedeutend, außer in Nordungarn (s. S. 239) besonders am Südwest-
rande Siebenbürgens zwischen der Maros und der Donau, wo sich
ebenfalls eine bedeutende Eisenindustrie entwickelt hat. Aus
der Schiffbarkeit der Donau und der Theiß können nur wenige
Städte Nutzen ziehen, weil die sumpfigen Ufer der beiden Ströme auf
weiten Strecken nicht besiedelungsfähig sind. Fast nur Budapest
(780000 E.), die Hauptstadt Ungarns, ist der Sitz einer Groß-
industrie geworden. Es hat besonders bedeutende Kunstmüh len
und Mas chin e n fahr ik en. Nächst ihm sind Sz ege din (segedin,
90000 E.), Maria Theresiopel (75000 E.) und Temesvár
(témeschwar) die wichtigsten Industriestädte.
Südwestlich von Klausenburg in Siebenbürgen liegt das gold- ^tfdtt
reichste Gebiet Europas. Aus trachytischem Gestein wird in Galizien,
viel Gold und auch Silber gewonnen. Zu Eisen und Gold gesellt
sich in Siebenbürgen als ein wenigstens ebenso wertvoller Schatz
das Salz. Fast ringsum treten die Salzlager offen zutage. Auch
die Ostkarpaten sind auf beiden Seiten von Salzlagern um-
schlossen. Auf der Ostseite liegt das berühmte Steinsalzwerk von
Wieliczka (wjelitschka). Der östliche Abhang der Kar-
paten, das Land Galizien, birgt ferner einen großen Reichtum
an Erdwachs und Erdöl, also Petroleum Die bedeutendsten
Städte sind dort Lemberg (130000 E.), Krakau (75000 E.)
und Czernowitz (spr. tschérnowitz, 55000 E.).