Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Alte Welt - S. II

1871 - München : Lindauer
Ii ziemlich allgemein angenommen, daß vor dem Untergange der Städte So'doma und Gomo'rrha an keiner Stelle des heutigen toten Meeres ein See als Tiefpunkt eines großen Wasserbeckens bestanden habe, indem der Jordan, durch Palästina und Ara'bia Peträ'a strömend, in den Älanitischen Golf des roten Meeres gemündet habe. — Dieser Annahme stellten Graf von Bertou und Fallmerayer entgegen: 1) daß bei der noch jetzt bestehenden jüngsten Gestaltung der Erdrinde die Umgegend des toten Meeres ohne eine stehende, seeartige, mehr oder weniger ausgedehnte und mehr oder weniger tiefe Ansammlung von Wasser nicht zu denken sei; 2) daß die Einmündung des Jordans in den Älanitischen Golf als physische Unmöglichkeit dastehe, weil der Spiegel des roten Meeres die Jordanmündung und den Spiegel des Asphaltsee's (toten Meeres) wenigstens um 1300' überrage und sich überdies 23 Stunden südlich vom toten Meere ein dieses Meer vom roten Meere trennender Querhügelzug mit deutlich ausgesprochener Wasserscheide, von den Arabern „El Sute" genannt, vorfinde; 3) daß sich die vorhistorische Existenz des toten Meeres als geologische Notwendigkeit ergebe, hauptsächlich darum, weil die unermeßliche, selbst die Jordaneinströmung noch übertreffende Wassermasse, welche zum Teil Perenn, meistens aber nur periodisch in der Regenzeit durch das Haupt-Wadi El-A'rabah und eine Unzahl von Seitenthalungen, oft von weitester Dimension, noch jetzt in das Ghor herausströmt, keinen andern Ausgangspunkt als den Asphaltsee haben konnte. — Weder die eine noch die andere der hier vorgeführten Meinungen dürfte sich als haltbar erweisen, letztere schon desbalb nicht, weil sie mit der Bibel, die Fallmerayer selbst als die älteste und ehrwürdigste geschichtliche Urkunde bezeichnet, im Widersprüche steht. Im Buche Genesis (13, 10—12) heißt es nämlich: „Da hob Loth seine Augen auf und sah die ganze Gegend um den Jordan . . . bis gen Sego^r (Zoar) hin ...; und er wählte sich die Gegend um den Jordan. Abraham wohnte im Lande Kanaan, Loth aber hielt sich in den Städten auf, die um den Jordan waren, und schlug 'seine Zelte bis gegen Sodoma auf." Daß die Städte Sodoma und Segor am südwestlichen Ende des gegenwärtig vom toten Meere eingenommenen Thales Si'ddim lagen, ist eine ausgemachte Sache, folglich mußte auch der Jordan in dieser Gegend fließen. Würde er da seinen Lauf geendet haben, wo er heutigen Tages in das tote Meer einmündet, nämlich 20 Wegstunden von Sodoma entfernt, so würde sich der Hl. Schriftsteller gewiß nicht so ausgedrückt haben. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so war vor der Zerstörung Sodoma's und Gomorrha's der größere, nördliche Teil des toten Meeres, der ungleich tiefer als der südliche ist (jener ist durchschnittlich 1000', dieser höchstens 16' tief) ein Süßwassersee, der unter ganz andern Niveauverhältnissen, als die jetzigen sind, an seiner nördlichen Seite den Jordan, und von West und Ost her viele Gebirgswässer in sich aufnahm und einen Teil des reichlich zufließenden Wassers unter dem Namen „Jordan" durch das südlich gelegene Thal Siddim und das peträische Arabien in den Älanitischen Golf des roten Meeres entsandte. Bei dem in der Hl. Schrift (Genes. 19, 24) erwähnten Feuer-und Schweselregen, welcher die Städte Sodoma und Gomorrha zerstörte, kam dieser Süßwassersee und eine große Strecke des oberen Jordanthales durch einen Einsturz gewaltiger Höhlen (Sinkwerke in riesigem Maßstabe durch Auflösung von Steinsalzlagern) zur jetzige» Senkung, während jener Teil des peträischen Arabiens, der gegenwärtig die Wasserscheide zwischen dem roten und toten Meere bildet, durch
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer