1912 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Verleger, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Granitblock gefunden, der hat seine schöne rötliche Farbe verloren. Leicht
läßt er sich zerschlagen, sogar mit der Hand können wir Stückchen ab-
brechen. Der harte Stein ist mürbe und weich geworden. Er zerfällt.
Ein absterbender Hunderttausendjähriger! Wer hat das vermocht? Wo
lag er? Dort im feuchten Boden an der Erdoberfläche. Sonne und Regen,.
Wind und Wetter, Frost und Hitze haben ihn vernichtet. So verwittert
auch der festeste Stein unter dem Einfluß der Witterung. Wir aber ge-
brauchen die harten, gesunden Steine noch heute wie uusre Väter sie schon
benutzt haben. Überall da, wo es gilt, etwas Festes, Dauerndes zu schaffen,
wo für die Jahrhunderte gebaut wird, da gebraucht man den herrlichen
Granit. So sehen wir in ganz Norddeutschland viele Kirchtürme und
Kirchen, die in ihren unteren Teilen fast ganz oder zum Teil aus Granit-
blöcken erbaut sind. Und wo man einem Menschen oder einer Großtat ein
dauerndes Mal setzen will, da errichtet man die gewaltigen Blockriesen der
Urzeit, damit sie noch in den spätesten Tagen den Enkeln die Taten ver-
künden. Auch auf den Friedhöfen finden wir den Granit glatt poliert
auf manchem Grabhügel.
Schon oft mögt ihr euch gefragt haben: Wie kommt es, daß hier die
großen Steine so umherliegen? wenn ihr durch Feld und Wald gingt.
Hier in der Lehmgrube werfen wir uns erneut die Frage vor. Wie kommen
sie hierhin? Warum liegen gerade hier so viele? Wie kommt überhaupt
der Lehm, den wir sonst in nnsrer ganzen sandigen Gegend nicht haben,
hierhin? Um der Antwort näher zu kommen, erinnert euch einmal an
jene Ausflüge, die wir nach heftigen Regengüssen unternahmen. Welche
Beobachtungen machten wir da vor den Abzugslöchern der Straßen, bei
den Sandanhäufungen im Schlangenbach, bei den Abbrächen am Damm?
Bei welchem Versuch sahen wir dasselbe? Nun seht euch einmal darauf die
Abstichwand an! Welche Schichtenfolge haben wir auch hier? Das
Bild, das wir so oft im Kleinen sahen, wiederholt sich jetzt im Großen:
Zu oberst feiner Sand, darunter schwerer Lehm, kleinere Steine und ganz
uuteu die großen Blöcke. Wie wir im Bach überall glatte, abgerundete
Steine sanden, so sehen wir auch hier keinen Stein mit scharfen Kanten
und Ecken; alle sind abgeschliffen und rundlich. Ihr ahnt schon, wer hier
einstmals tätig gewesen ist! Freilich ist's schon lange her. Ans jenen
Zeiten, in denen unsre Gegend unter Schnee und Eis begraben wurde,
stammen Blöcke, Lehm und Sand. Die Eiszeit nennen wir die ganze
Zeit. Wie lange es schon her ist, weiß kein Mensch, aber viele Jahr-
tauseude mögen schon seit der Zeit ins Land gezogen sein. Damals kamen
die gewaltigen Eismassen aus dem hohen Norden, aus Skandinavien, und
schoben auf ihrem Grunde gewaltige Blöcke und kleinere Steine, aber auch
Erde mit sich in unser Land. Den Lehm, den die Gletschermassen mit sich
weiter schoben, nennen wir Geschiebelehm. In Norddeutschland finden
wir ihn überall, aber je weiter wir nach dem baltischen Meere kommen,
desto dicker oder mächtiger ist er. An manchen Stellen ist er mehr als
209 in mächtig. Wenn wir den ganzen Geschiebelehm Norddeutschlands
in die Ostsee karren wollten, dann würde sie nicht nur ausgefüllt, sondern
ihr ganzes Gebiet würde noch bedeutend über den Meeresspiegel erhöht