Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1912 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Verleger, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 162 —
führten. Manche Hausmarken erinnern an die Runen, die geheimnisvollen
Schriftzeichen der alten Germanen. Sie vererbten sich iu deu Familien
von Kind zu Kind und waren oft jahrhundertelang schon im Gebrauch.
So verwuchsen die Hausmarken mit ihren Besitzern und wurden wie die
Eigennamen gleichsam zu einem wesentlichen Teil der Person. Wie ein
altehrwürdiges Heiligtum vererbte sich iu der Familie der runengeschmückte
Knotenstock, den der Ahn vor mehreren hundert Jahren geschnitten hatte,
von einem Besitzer auf den andern. Die Hausmarken wurden allmählich
zum Familienwappen. Sie schmückten die Häuser und wurden auf die
Grabsteine eingemeißelt. Dort finden wir sie noch heute. Manchmal siud
zwei verschiedene Marken beisammen. So sehen wir aus dem alteu Kirch-
Hof an dem Haufe, das Hennerich Mier im Jahre 1609 hat bauen lassen,
zu beiden Seiten der Haustür zwei verschiedene Hausmarken. Sie sind
wahrscheinlich das Zeichen des Mannes und der Frau. Zwei andre Haus-
marken, unter einer siebenzackigen Krone vereint, fanden wir auf dem
Balken über der schönen Tür am Domhof 4. Die Hausmarken in den
Schildern am Kirchplatz sind gewiß schon dreihundert Jahre alt. Seht sie
euch nur einmal genau an, dann erkennt ihr, wie schön der schlichte Holz-
schnitzer sie gemacht hat. Schon lange ist er zu Staub und Asche geworden,
aber sein Werk zeugt noch durch die Jahrhunderte hindurch vou seiner
Geschicklichkeit.
Die Rokokotür am Domhof.
Manche schöne Tür und Verzierung aus der alteu Zeit sahen wir
auf den Spaziergängen. Wer sie gemacht und erdacht, das ist fast immer
vergessen. Einfache, schlichte Handwerker waren die Schöpfer. Zeichen-
schulen und Künstlerwerkstätten haben sie nicht besucht; deuu sie waren
nicht vorhanden. In der Werkstatt eines Meisters lernten sie ihr Hand-
werk, und draußen in der weiten Welt standen sie in den Wanderjahren
noch in manches Meisters Arbeit. Da sahen sie viel Schönes und Herr-
liches. Was sie geseheu, das suchten sie später daheim in eigener Werk-
stnbe nachzufchaffen. So finden wir noch heute oft im weltverlassenen
Städtchen Werke ans der Hand einfacher Handwerker, deren Schönheit man