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1. Lehrbuch der Erdkunde - S. 172

1910 - Trier : Lintz
172 Die Außereuropäischen Erdteile. Einheimische Kultur- gewächse, Pflanzenbau. Viehzucht. Mineralische Schätze. Verkehrsnetz. Städte. Bewohner. Der weitaus größte Teil des riesigen Gebiets ist noch unberührt von seinem Schaffen. Noch braust und stürmt der Amazonenstrom ungefesselt dahin, noch düngt er mit seinem fruchtbaren Schlamme nur den dunkeln Urwald, noch werden dessen Reichtümer nur zum kleinen Teil verwertet, und auch im Boden schlummern mineralische Schätze aller Art! Gleich dem Monsungebiete Südasiens ist der tropische Teil Südamerikas die Heimat mancher Kulturgewächse, z. B. des Kakao, Tabaks, Chinarindenbaumes, der Kautschukliane u. a. Die wichtigsten Anbaugewächse sind zur Zeit Kakao- strauch und Zuckerrohr für die heißen und feuchten Gegenden der tierra caliente und der Kaffee vorwiegend für die schon küh- leren Berggegenden der tierra templada, ferner Tabak. Das Zuckerrohr wird hauptsächlich in dem gut kanausierten Plantagen- bezirk längs der Nordküste angepflanzt und zur Gewinnung teils von Zucker, teils von Rum verwertet. Kakao und Kaffee werden unter Schattenbäumen gezogen. Noch für viele andere Kulturen werden sich gute Aussichten eröffnen, namentlich für den Reisbau, der in dem Gebiete des Amazonenstromes die Nahrung vielleicht für die halbe Menschheit liefern könnte. Für die Viehzucht sind die Llanos ein sehr geeignetes Gebiet. Sie wird dort seit dem 16. Jahrhundert betrieben, so daß jetzt große Herden von halb oder ganz verwilderten Rindern, Pferden und Maultieren die weiten Grasfluren beleben. Im Staate Venezuela, zu dem die Llanos gehören, wurden 272 Mill. Rinder, x/* Mill. Pferde und fast Mill. Esel und Maultiere gezählt. Die Viehzüchter heißen Lianeros. Sie sind ein kräftiges und furchtloses Reitervolk und führen zu 10 — 12 die Aufsicht über vieltausendköpfige Herden. An mineralischen Schätzen ist ein ziemlich großer Reichtum vorhanden ; aber fast nur Gold wird bisher gewonnen. Obschon die Küste wenig gegliedert ist, kann doch der Handelsverkehr fast überallhin vordringen, weil ein großartiges Netz von schiffbaren Strömen vorhanden ist. Das Stromnetz des Amazonenstromes allein soll Schiffahrtsstrecken von zusammen etwa 40000 km Länge umfassen. Doch auch Orinoko und Mag- dalenenstrom sind wichtige Schiffahrtsstraßen. Zum Aufleben des Handels fehlt es aber an einer genügenden Zahl von Bewohnern. Der Ausfuhrhafen für das Amazonenstromgebiet ist Pará (100 000 E.). Als die Hauptstädte der Staaten Venezuela und Colombia seien Carácas (75000 E.) und Bogotá (120000 E.) genannt. Die Bevölkerung setzt sich aus Resten der früheren Indianerbevölkerung, Negern, eingewanderten Europäern meist spanischer oder portugiesischer Abstammung und aus den Mischlingen dieser verschiedenen Menschenrassen zusammen. Unter Mestizen versteht man in der Regel die Nachkömmlinge von Weißen und Indianern, unter Mulatten von Weißen und Negern, unter Kreolen die im Lande wohnenden Weißen spanischer Abkunft, in Brasilien aber die Nachkommen reiner Neger.
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