1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle.
3. Die Zeitalter der Erdgeschichte.
§11. a) Altersbestimmung der Gesteine. In Zeiträumen von unermeßlicher
Dauer hat unser Planet, dessen Vorgeschichte mit der Bildung der ersten
Erdrinde abschließt, sein heutiges Antlitz erhalten. Jede Schicht der Erdrinde
entspricht einem bestimmten Zeitabschnitte, dessen Dauer und Zeitabstand von
der Gegenwart, mit andern Worten dessen absolutes Alter wir nicht an-
zugebeu vermögen. Wohl aber können wir das relative Alter der Gesteine
bestimmen, d. h. feststellen, ob irgendein Gestein srüher oder später als ein
anderes gebildet wurde. Bei ungestörter Lagerung übereiuauderruheuder
Schichten bereitet eine solche Altersbestimmung keine Schwierigkeiten; die
untern müssen eben die zuerst entstandenen, also die altern sein. Um das
Alter der aus ihrer ursprünglichen Lage verdrängten Schichten finden zu
können, bieten die in ihnen eingeschlossenen versteinerten Tier- und Pflanzen-
reste, die Leitfossilien, einen zuverlässigen Fingerzeig. Da die in den völlig
ungestört lagernden Erdschichten vorhandenen organischen Reste von unten nach
oben ein stetiges Fortschreiten der Lebewesen zu immer größerer Vollkommen-
heit des Baues zeigen, so darf man schließen, daß Absatzgesteine mit Versteine-
rnngen nur niederer Lebewesen älter sind als solche, die auch höher entwickelte
enthalten. Ebenso muß man annehmen, daß Gesteinsschichten, die gleiche
oder ähnliche Pflanzen- und Tierformen in den Fossilien aufweisen, gleich-
alterig sind.
b) Geologische Formationen und Perioden. Gleichzeitig und auf gleiche
Weise entstandene Gesteinsschichten mit gleichartigen Leitfossilien, d. h. für
diese Schichten bezeichnenden Fossilien, faßt man zu einer Formation,
mehrere Formationen zu Formationsgruppen zusammen. Zeitlich entspricht
die Formation einer geologischen Periode, die Formationsgrnppe einem
geologischen Zeitalter (Fig. 2). Die Geologie unterscheidet in der Geschichte
der Erde gewöhnlich vier Formationsgruppen1 (Zeitalter).
§12. 1. Die Urzeit der Erde. (Azoisches Zeitalter.)
Diesem Zeitalter gehören die gewöhnlich als Urgebirgsgesteine bezeichneten
Bildungen, wie Gneis, Glimmer- und Tonschiefer, und die infolge vulkanischer
Durchbrüche das Schichtgestein häufig bedeckenden kristallinischen Granitmassen
an. Sie bilden das Urgebirge der Erde; es ist in vielen deutschen Ge-
birgen, in den Zentralalpen, ja in fast allen Ländern der Erde bloßgelegt. Da
Pflanzen- und Tierreste in ihm nicht nachweisbar sind, so erscheint eine Zer-
legung in Formationen ausgeschlossen. Es enthält wertvolle Schätze, wie
Marmor, Zinn-, Gold- und Silbererze, Graphit und Edelsteine.
1 Die heutige historische Geologie schiebt zwischen Urzeit und paläozoisches Zeitalter
noch das archäozoische mit den ersten, wenn auch sehr seltenen und schwer erkennbaren
organischen Resten ein. — Die mit „zoisch" (vom griech. zoon = Lebewesen) zusammen-
gesetzten Wörter azoisch, paläozoisch, mesozoisch, känozoisch bedeuten Zeitalter ohne Lebe-
wesen (Urzeit), Altertum, Mittelalter und Neuzeit der Lebewesen.