1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle.
2. Bodenerhebungen.
§ 34. a) Klein- und Großformen. Wo auf kleinem Räume die Oberflächen-
neignng mehr oder minder starke Unterschiede aufweist, da treten uns die
mannigfaltigen Formen des aufragenden Landes, der Bodenerhebungen,
entgegen.
Ihre Einzelformen nennt man Hügel oder Berg, je nachdem die Er-
Hebung von geringer oder bedeutender Höhe ist. Beispiele von Hügel-
ländern sind die Reste mancher alten Gebirge, die Dünen- und Moränen-
landschaften. Die dem Hügel entsprechende Großform ist die Landschwelle,
eine Erhebung vou größerer Längenerstrecknng mit unmerklich ansteigenden
Seiten und flachgewölbtem Rücken. (Schwelle von Artois.) Dem Berge tritt
als Großform das Gebirge an die Seite.
b) Einteilung der Gebirge nach ihrer Entstehung. In den weitaus
meisten Fällen beruht die Gebirgsbildnng auf Schichteustöruugen in der Erd-
rinde, also auf tektouischen Vorgängen (tektonische Gebirge), weniger häufig
allein auf Erosion (Erosionsgebirge), und nur selten auf Neubildung von
Gestein, das der Erdoberfläche besonders durch vulkanische Tätigkeit anfge-
setzt wurde (vulkanische Gebirge). Berücksichtigt man bei den tektonischen
Vorgängen uoch den Unterschied von Faltung und Bruch, so ergeben sich
folgende vier Gruppen:
1. Faltengebirge. Sie sind der Form nach in der Regel Kettengebirge
jüngeren Alters mit langen Falten und Längstälern (wie alle hohen Gebirge
der Gegenwart, so die Alpen [93ilb 45], der Himalaja, die Anden).
Ältere Faltengebirge sind durch Verwitterung und Abtragung oft ihrer Sättel
beraubt worden (Rumpfgebirge) und daher durch eine abgeglichene Kammlinie
ausgezeichnet. Daß sie aus Faltengebirgen hervorgegangen sind, erhellt daraus,
daß sie den Parallelisinns der Ketten und die typischen Längstäler beibehalten haben
(Alleghanies).
2. Schollengebirge. Sie verdanken ihre Entstehung dem Absinken von
Landschollen, hervorgerufen durch Bruch oder Beugung. Sowohl Tafel- als auch
Falten- und Rumpfgebirge können durch Bruchlinien in Schollen zerlegt sein.
Am zahlreichsten sind die Rumpfschollengebirge. Ihnen gehören auch die meisten
deutschen Mittelgebirge au. Kennzeichnend für sie ist die plateanförmige Oberfläche
mit flachgewölbten Kuppen und einförmigen Rücken1 (Bild 46).
3. Erosionsgebirge. Sie wurden durch die Tätigkeit des Wassers aus
dem Flachlande herausgearbeitet. Zunächst entstehen nur Hügelländer, die
mit fortschreitender Erosion zu Berg ländern ausgestaltet werden.
Den Erosionsgebirgen ist u. a. der Mangel einer eigentlichen Kammlinie eigen.
Die einzelnen, ziemlich in gleicher Höhe liegenden Bergkuppen deuten die ursprüng-
liche Höhenlage der zerschnittenen Fläche an. Aus den Tafelländern entstehen
durch Erosion die Tafelgebirge (Elb-Sandsteingebirge, Tafelberge Südafrikas,
Schwäbische Alb).
1 Über Horstgebirge s. § 16.