1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
1. Sizilien (25000 qkm — fast zweimal Sachsen),
a) Das Land. Die dreieckige Insel bildet die
Brücke nach Afrika und beherrscht die Durchfahrt zwischen dem östlichen
und westlichen Teile des Mittelmeeres. Sie ist im N von einem Teile des Apennin
durchzogen; dieser wurde durch den Einbruch der an der engsten Stelle nur 3 km
breiten Meerenge von Messina abgetrennt. Südlich von der Gebirgskette breitet
sich ein welliges Berg- und Hügelland ans. An der Ostseite steigt der am
Fuße dichtbesiedelte, massige Vulkankegel des Ätna zu 3300 m empor.
Sizilien, die schönste der großen Inseln des Mittelmeeres, ist heute
Wald- und darum wasserarm. Heidekraut bedeckt die höher gelegenen Teile
des trocknen Innern. Die Küste wird jedoch von einem breiten Streifen
ergiebigen Bodens mit reichen Weizenfluren, Weingärten und Banmpflan-
znngen umgürtet. Namentlich von den Bergen am nördlichen Ufer ziehen sich
nach unten immer dichter werdende Fruchthaine bis ans Meer. Als Hecken
werden mit Vorliebe Kakteen und Agaven gepflanzt. Der Boden der Insel ent-
halt reiche Schwefellager; sie haben aber an Bedeutung verloren, seitdem
man Schwefelsäure auch aus schwefelhaltigen Metallerzen herzustellen vermag.
b) Bewohner und Siedlungen. Sämtliche Bewohner Siziliens (4 Mill.)
wohnen in nur 700 Ortschaften, die meist aus tausend und mehr kleinen Häusern
ohne Gärten bestehen. Der Küstenstreifen weist mehr als 60 Siedlungen auf, die je
über 10000 Einwohner haben. Die wichtigeren Städte liegen an der nördlichen und
östlichen Küste der Insel, so im X Palermo (350), der künstliche Seehafen in
einer fruchtbaren Landschaft vor einem klotzartigen, hohen Kalkberge (Monte Pelle-
grino), im 0 am Fuße des Ätna Catania (215), der Markt der benachbarten Tief-
ebene, und Messina * an der nach der Stadt benannten Meerenge, Anlegeplatz der
Levantedampfer und wichtiger Ausfuhrhafen für Südfrüchte. Der wichtigste Ort an
der Südküste istgirgenti ^dschirdschenti^(30)indernäheergiebigerschweselgrnben.
Die südlich von Sizilien gelegene, sorgfältig angebaute, aber übervölkerte
Malta-Gruppe (700 E. auf 1 qkm) ist britischer Besitz, La Valetta (65) die
Hauptstation der britischen Mittelmeerflotte.
2. Sardinien. Die Insel, 2000 qkm kleiner als Sizilien, jedoch kaum
\ so volkreich wie dieses, ist gleich dem französischen Korsika ein Rest des
Tyrrhenischen Rumpfgebirges. Sie wird von einem granitischen Mittel-
gebirge durchzogen; den Boden deckt größtenteils das dornige Gestrüpp der
Macchia. Die Bewohner des von der Malaria heimgesuchten Landes be-
schäftigen sich hauptsächlich mit Viehzucht, obwohl eiue größere Ebene zum
Anbau lockt. Das Bergland von Jglesias birgt Zink- und Bleierze, doch
ist der Abbau noch wenig entwickelt. Sardinien und das französische Korsika
waren ihrer Lage wegen zu allen Zeiten begehrenswerte Besitzungen für
fremde Seemächte und lange von solchen beherrscht. Ihre Bewohner haben
noch manches Altertümliche in Sprache und Sitte bewahrt (Blutrache).
3. Elba. Sie ist unter den kleinen Inseln wegen ihrer Eisenerzlager am
wichtigsten.
1 Die Stadt wurde 1908 durch ein furchtbares Erdbeben zerstört, danach aber neu
aufgebaut. Sie zählt heute bereits wieder 125 000 Einwohner.
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' C. Insel - Italien.