1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich.
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von Burgund. Sie kehren ihren Steilrand dem Saönetal zu, ebenso wie das
Plateau von Langres (500 bis 600 m), dem die Seine mit ihren Neben-
flüssen und die Maas entfließen, und die daran anschließenden Monts
Fancilles (Sichelberge), die zum Wasgenwald hinüberleiten. Vom Wasgen-
Walde aus ziehen die Hügellandschaften und Hochflächen des Lothringischen
Stnsenlandes (§ 279 f.), eines echten Übergangsgebietes zwischen dem
Nordfranzösischen Becken und dem Südwestdeutschen Gebirgssystem, zu den
waldreichen, von der Maas durchbrochenen Ardennen (§ 299).
b) Siedlungen. Das Französische Zentralplateau mit seinem rauhen Klima,
seinem unergiebigen, waldentblößten Boden zählt wie die Hochalpen zu den
unwirtlichsten Gegenden Frankreichs. Die Auvergner suchen deshalb vielfach ihr
Brot in gesegneteren Landstrichen ihres Vaterlandes. Nur die Talniederungen
und der Nordwestrand sind fruchtbare, dichtbevölkerte Gebiete. Clermont-
Ferrand (65) wurde wichtig durch Kautschukindustrie, Limoges (90) der Mittel-
Punkt einer durch große Lager von Porzellanerde hervorgerufenen Porzellanindustrie.
In der Nähe von Kohlen- und Eisenerzlagern entstand in der Landschaft Lyon-
uais der Fabrikort St. Etienne (150), ein Hauptplatz für Eisenindustrie (Her-
stellung von Waffen, Maschinen, Messern, Scheren und Eisengeräten aller Art)
und Seidenbandweberei. In derselben Landschaft erwuchs an einer wichtigen Weg-
kreuzung der natürlichen Verbindungsstraße zwischen dem Mittelmeer und dem nörd-
lichen Europa, gegenüber einer Einsattelung im kohlenreichen, westlichen Berglande,
Lyon (525) zum ersten Seidenfabrik- und Seidenhandelsplatz der Erde, zu einem
bedeutenden Flußhafen und zu einer Großstadt, die mit Marseille um die erste
Stelle nach Paris streitet. Inmitten des kleinen, aber ergiebigen Kohlen- und
Eisenbezirks der Cöte d'or liegt Le Ere^usot (35) mit den größten Kanonen- und
Geschoßfabriken Frankreichs. Tonl und Nancy f. § 280.
Das zentrale Mittelgebirge ist an drei Seiten von § 234.
hügelreichem Tieflande jüngern Alters umgeben.
1. Das Becken der Seine.
a) Natnrbeschaffenheit. In der Richtung von innen nach außen folgen
auf tertiäre immer ältere Schichten, die flach fchüffelförmig ineinanderliegen und
in ihrer Gesamtheit ein flaches Becken bilden, das aber durch einzelne Ver-
werfungen und infolge der verschiedenen Widerstandsfähigkeit des Gesteins gegen
die Erosion mannigfach gegliedert ist. Besonders auffallend sind in der Ost-
Hälfte die gegen 0 gerichteten, bogenförmigen Steilabfälle. Dem Bau der
Landschaft entsprechend strömen die das Becken entwässernden Flüsse strahlen-
förmig von drei Seiten dem Mittelpunkte des Gebietes, der Gegend von
Paris zu, um sich mit der Seine zu vereinigen. Diese bahnt sich durch die
westliche Randschwelle ihren Weg zum Ozean. Die Seine führt für die
Schiffahrt ausreichende Waffermengen, erschwert aber den Verkehr durch die
zahlreichen Windungen ihres Laufes (Bild 196). — Das Nordfranzösische
Becken, größtenteils nördlich der Grenze des Weinbaus gelegen, ist ein an
Weideflächen reiches Land der Großviehzucht, des Weizen-, Rüben- und Obst-
bans, der Industrie und des Handels.
C. Das Tiefland.