1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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B. Länderkunde. — Vi. Europa.
ständigkeit der einzelnen Gebiete gelangt nicht nur in der Eigenart ihrer
Oberflächengestaltung und ihres geologischen Baues, sondern auch iu der Art
ihrer Entwässerung zum Ausdruck. Das Rheinische Schiefergebirge gehört
dem Stromgebiet des Rheins an, das Hessische und Weserbergland wird
von der Weser durchströmt, Thüringen ist das Flußgebiet der Saale, das
Sächsische Bergland sendet seine Gewässer der Elbe zu, und die Sudeten
entwässern zum größten Teil zur Oder.
1. Das Rheinische Schiefergebirge.
§ 288. I. Lage und Gestalt. Das Gebirge hat die Gestalt eines Trapezes,
dessen parallele Ränder von Wsw nach Ono verlaufen. Von Nw her
schneidet die dreieckige Cölner Tieflandsbncht ein. Im W reicht es über die
Maas bis zur Sambre, im 0 bis an die Linie Frankfurt—eggegebirge.
Die Hochfläche macht nur von den Rändern und Flußtäleru aus den Ein-
druck eines Gebirges. Sie ist im Durchschnitt 500 m hoch und erreicht
nirgends mehr als 900 w.
Ii. Entstehung. Das Gebirge stellt den übriggebliebenen Sockel eines alten
Faltengebirges dar, das durch starke Verwitterung und Abtragung zu einer
flachgewellten, von 80 nach Nw geneigten Hochfläche erniedrigt wurde (§ 287, Ii).
So besteht die Rumpfscholle heute fast nur aus sehr alten Schichtgesteinen, besonders
aus Touschieseru (Devon), die ihm den Namen gegeben haben. Am ganzen Nord-
rande und an der Südwestseite liegen ausgedehnte und ergiebige Steinkohlen-
felder. Sie reichen weit in das Tiefland hinein, liegen hier aber, verhüllt von
jüngeren Schwemmlandbildungen, in beträchtlicher Tiefe.
Die alte Faltung ist aus der Form der heutigen Oberfläche nicht mehr zu erken-
neu; denn die äußeren Kräfte haben alle steilen Bergformen beseitigt und nur ein-
zelne Bänke von sehr hartem Gestein (Quarzfels) übriggelassen, die nun als lange
Rücken über das weichere, stärker abgetragene Schiefergestein emporragen. In der
Tertiärzeit wurde der flachwellige Rumpf durch Bruchbildung in Schollen zerlegt,
die teilweise absanken und jetzt von jüngerem Gestein überdeckte Becken und Buchten
bilden (Trierer Bucht, Neuwieder Becken, Cölner und Münstersche Bucht), während
andere als Horste stehenblieben oder gar emporgepreßt wurden. An den Spalten
entwickelte sich eine lebhafte vulkanische Tätigkeit; sie baute in der Eisel und
im Westerwalds hohe Kuppen auf.
Während das Gebirgsland durch Verwitterung und durch die Tätigkeit von
Wasser und Wind zu einer flachwelligen Platte geworden ist, arbeiten die Flüsse
seitdem stetig daran, durch Ausbildung von Talfurchen den Gebirgscharakter wieder-
herzustellen. Da bis zur jüngsten Erdzeit das Schiefergebirge niedriger lag als die
im 8 und 0 angrenzenden Landschaften, so strömten der Rhein, die Mosel und
die Maas von 8, die Lahn und die Sieg von 0 auf der Hochfläche des Gebirges
hin. Als dieses sich dann langsam hob, schnitten die Flüsse, zum Teil unter^Benntzung
von Einbruchsbecken und Einsenkungen, enge, felsige, vielgewundene Täler1 ein
und zerlegten die ganze Landschaft in einzelne Teile. Der Rhein grub sich sein Bett
an der schmälsten Stelle des Gebirges durch das Neuwieder Becken zur Cölner
i An semer engsten Stelle, an der Lnrlei, hat der Rhein eine Breite von 160 m und
eine Tiefe von 30 m.