1904 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Heinze, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 77 —
zu gehen, das Kausalitätsprinzip in popularisierter, schematicher Form zu erfassen.
Es kommt ihm dabei zustatten, daß manche Schlußfolgerungen häufig in der-
selben oder in einer ähnlichen Form wiederkehren, fo daß er sich in ihnen bald
heimisch fühlt.
Als wichtiger Faktor bei der Auffassung der kausalen Wechselbeziehungen der
geographischen Erscheinungen gilt heute mit Recht das geologische Element.
Einzelne geologische Stoffe hat man schon seit längerer Zeit im Unterricht der-
wertet, so besonders die Hauptsachen der Petrographie. Neuerdings ist man aber
bestrebt, auch den tektonischen und entwicklungsgeschichtlichen Grundwahrheiten nach
Maßgabe der Kräfte der Schüler einen Platz im Unterricht anzuweisen. Diese
Bestrebungen gehen in ihren Anfängen zurück auf Professor Kirchhoff, der zuerst
in feiner „Schulgeographie" den geographischen Erscheinungen eine geologische Be-
gründung gab. Seitdem hat die Geologie im erdkundlichen Unterricht der meisten
höheren Schulen und in den für sie geschriebenen Lehrbüchern Heimatrecht erworben;
aber auch die Volksschule wird ihr im Interesse einer besseren Grundlegung der
geographischen Erkenntnisse eine der Fassungskraft ihrer Schüler entsprechende Be-
rücksichtigung zuteil werden lassen müssen. Daß damit die Freude an der Be-
schäftignng mit geographischen Objekten, eine vertiefte Auffassung der Heimat und
eine Stärkung des religiösen Empfindens Hand in Hand gehen, kann ihr diesen
von manchen als zu schwer bezeichneten Schritt nur erleichtern. Natürlich handelt
es sich dabei nur um diejenigen Lehren, denen der kindliche Geist auf Grund der
gewonnenen naturkundlichen Kenntnisse und im Anschluß an heimatliche Vorgänge
überhaupt zugänglich ist, die bei der Erklärung geographischer Tatsachen häusig
Verwendung finden und für das menschliche Leben bedeutsame kulturelle Erscheinungen
begründen. Was nicht unbedingt zum Verständnis der bestehenden Oberflächenform
nötig ist und keine wirtschaftliche Erscheinung begründet, bleibt außer Betracht.
Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodens werden also im Vordergrunde
stehen müssen; erst in zweiter Linie können der geologische Bau der Erdrinde und
die Vorgänge in ihr berücksichtigt werden. Schöne') stellt die im großen und ganzen
nötigen Tatsachen der Geologie in folgenden Sätzen zusammen:
1. Das Antlitz unseres Planeten verändert sich fortgesetzt in unendlich langen
Zeiträumen.
2. Die Haupterscheinungen, die dabei geographisch sichtbar werden, sind: Die
Aufwerfung ehemals in Meeren abgelagerter und später erhärteter Schlammassen
zu Gebirgssalten, die Zerreißung von Gesteinsschollen und deren gegenseitige Ver-
werfungen, das Emporquellen vulkanischer Massen in Bruchspalten, Abtragungen
und Aushöhlungen durch Wind und Wasser in fester und flüssiger Form.
3. Kenntnis der hauptsächlichsten gebirgsbildenden Gesteinsarten in ihren all-
gemeinsten Strukturverhältnissen und ihrer Altersfolge: a) Sedimentäre Reihe,
b) Vulkanische und Plutonische Reihe.
4. Kenntnis einiger Vorgänge, die für die Entwicklung wirtschaftlicher Ver-
Hältnisse wichtig sind: Die Bildung von Steinkohlen- und Braunkohlenlagern,
die Ausfüllung von Gesteinsspalten durch Erzgänge usw.
Schöne, Der moderne Landschaftsbegriff in seinen Forderungen an den erdkundlichen
Unterricht. Pädag. Blätter. Gotha, Thienemann. 1903.