1910 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Heinze, Heinrich, Eggert, Erwin, Lorch, J.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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demselben Himmelsmeridian liegen, der Polarstern zuerst im Horizont und steigt
dann immer höher, so daß also die Polhöhe fortwährend zunimmt und der
Pol sich dem Zenit nähert. Der Sternhimmel wird überhaupt ein anderer.
Während im Äquator der Erde im Laufe eiuer Nacht die Sterne beider Himmels-
kugeln sichtbar sind oder werden, verschwinden bei der Reise nach Norden all-
mählich immer mehr Sterne der südlichen Himmelshalbkugel unter dem Horizont,
d. h. ihr Tagkreis erreicht den Horizont nicht mehr. Ähnlich wächst die Polhöhe
des Südpols des Himmels, und die Sterne seiner nördlichen Halbkugel verschwur-
den unter dem Horizont bei einer Reise vom Äquator der Erde nach Süden.
b) Wäre die Erde eine Scheibe, so müßte für alle ihre Orte die Sonne
gleichzeitig ausgehen. Reisen wir aber beispielsweise von Dresden nach Saratow
in Rußland, d. i. ziemlich genau von Westen nach Osten, und stellen unsere Uhr
genau nach der Sonne, so werden wir in Saratow finden, daß sie gegen eine
dort nach der Sonne gestellte Uhr etwa 2 Stunden nachgeht. Umgekehrt ist es,
wenn wir von Osten nach Westen reisen. Es folgt daraus, daß den östlichen
Orten die Sonne früher aufgeht, als den westlichen, und zwar um so
früher, je weiter jene nach Osten liegen. Demnach ist die Erde auch von
Westen nach Osten zu gekrümmt.
C. Beobachtungen, die beweisen, daß die Erde nahezu Kugel-
geftalt hat. a) Man hat nicht nur festgestellt, daß die Polhöhe fortwährend
wächst, wenn man vom Äquator nach den Polen reist. Vielmehr ist durch ge-
naue trigonometrische Messungen an verschiedenen Stellen der Erde nachgewiesen,
daß die Polhöhe jedesmal um einen nahezu gleichen Betrag zunimmt, wenn man
um ein gleiches Stück vom Äquator der Erde nach Norden oder Süden reist.
Daher muß die Krümmung der Erdoberfläche von Norden nach Süden nahezu
gleichmäßig sein.
b) Ebenso hat man mit Hilfe der besten Uhren (Chronometer) bei Reisen von
Westen nach Osten gefunden, daß jedesmal gleiche Unterschiede in der Zeit des
Sonnenaufgangs sich ergeben, wenn man immer wieder ein gleiches Stück genau
nach Osten reist. Die Erdoberfläche ist also nicht nur, wie wir sahen, von Norden
nach Süden, sondern auch von Osten nach Westen gleichmäßig gekrümmt, d. h.
die Erde ist (nahezu) eine Kugel.
§ 13.
Einteilung der Erdoberfläche und Ortsbestimmungen auf derselben.
1. Die Meridiane. Aus § 9 kennen wir schon die Erdachse mit den
beiden Polen und den Äquator der Erde nebst ihren Beziehungen zu der Himmels-
achse, den Himmelspolen und dem Himmelsäquator. Auf dem Globus (lat. — Kugel),
dem Modell der Erdkugel, ist der Äquator eingezeichnet; ebenso sind die Pole
gekennzeichnet. Außerdem finden wir aber noch zwei Gruppen Kreislinien darauf.
Die eine besteht aus lauter größten Kreisen, die sämtlich durch die beiden Pole
gehen, also auf dem Äquator senkrecht stehen; die andere Gruppe besteht aus
lauter Kreisen, die parallel zum Äquator verlaufen, also von diesem aus nach
Norden und Süden zu immer kleiner werden und, wie der Äquator, von den
Kreisen der ersten Gruppe rechtwinklig geschnitten werden. Zur Erklärung dieser
Kreise gehen wir auf die Betrachtung des Himmels zurück. Auch auf der