1899 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Heinze, Heinrich, Eggert, Erwin, Lorch, J.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Gehobene Bürgerschule, Mittelschule, Präparandenanstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§ 39.
Physikalische Beschaffenheit des Mondes.
1) Durchmesser. Oberfläche. Dichtigkeit. Wie uns schon bekannt,
beträgt die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde 51800 Meilen; sein
Durchmesser beträgt rund 470 Meilen, seine Oberfläche 691000 □Meilen; sie ist
also kleiner als Asien. Die Dichtigkeit des Mondes ist nur halb so groß, als die
der Erde. Seine Anziehungskraft ist = i/6 der Anziehungskraft der Erde, sodaß,
wer auf Erden 1 Centner heben kann, auf dem Moude 6 Centner heben könnte,
oder, wer auf Erdeu 1 m hoch springen kann, aus dem Monde 6 m hoch springen
könnte.
2) Der Mond im Fernrohre. Im ersten Viertel bemerkt man eine große
Zerrissenheit der Lichtgrenze; man sieht leuchtende Punkte außer allem Zusammen-
hange mit dem hellen Teile des Mondes selbst in der dunklen Seite, während
zugleich solche isolierte Lichtstelleu mit dem hellen Teile durch Lichtstreifeu wie durch
Brücken verbunden finb. Sodauu sieht man in der Nähe hellerer Flecke im hellen
Teile schwarze Flecke, die so lang sind, daß sie in die Schattenseite hineinreichen.
Jene helleren Flecke sind Berge, die schwarzen deren Schatten. Die Lichtstärke des
Mondes ist überall gleich.
Am anderen Tage schon bietet sich ein anderes Bild dar. Die Schatten sind
kürzer geworden, weil die Berge senkrechter von der Sonne beschienen werden. Der
Vollmond sieht wieder ganz anders aus, weil die Soune für den Mittelpunkt der
Mondscheibe im Zenith steht und diese Gegenden ohne Schatten sind, und weil die
Schatten auch uach den Rändern der Mondscheibe hin nur genug sind. Die Berge
erscheinen nur undeutlich.
Das letzte Viertel ist wieder dem ersten ähnlich. Folglich ist der Mond eine
Kugel mit sehr unebener Oberfläche, mit Bergen und Thälern. Bei den Bergen
ist die Ringform vorherrschend, und sie sind sehr hoch. Mehr als 1000 Mondberge
sind gemessen mit Hülfe ihres Schattens; darunter siud 39 über 4 500 m hoch,
einige 7 200 m, einer, wie der Ganrisankar, 8 800 m. Das sind in Anbetracht
der Kleinheit des Mondes außerordentliche Höhen.
Der Moud ist polar und äquatorial ein wenig abgeplattet.
3) Der Mond hat weder eine Atmosphäre noch Wasser. Jede
Gasart hat die Fähigkeit, einen in schräger Richtung durch sie hindurchgehenden
Lichtstrahl von seiner Richtung abzulenken oder zu brechen. Wäre der Mond mit
einer Atmosphäre umgeben, so müßte a) eine Brechnng seines Lichtes bemerkt werden;
seine Räuder müßten matter erleuchtet erscheinen als seine Mitte, wie das bei der
Sonne, der Venus u. s. w. der Fall ist. Weil derartiges am Monde noch nicht
bemerkt worden ist, so hat er keine Atmosphäre.
d) Es müßte, wenn der Mond Atmosphäre hätte, bei Ans- und Untergang des
Mondes eine Dämmerung vorhanden sein (f. § 10). Sie ist aber nicht vorhanden.
c) Die Schatten der Mondberge sind ganz schwarz und uicht grau, was beim
Vorhandensein einer Atmosphäre der Fall wäre.
d) Es dürften Sterne, die hinter dem Monde hergehen, nicht ohne die geringste
Lichtschwächung des Sternes verschwinden oder erscheinen, wie es wirklich der Fall ist.
Wo aber keine Atmosphäre ist, da ist anch kein Wasser, da sind auch Feine
Seen, keine Flüsse; da ist anch kein verschiedenes Wetter.